Mehr Insolvenzen im Kreisgebiet

Firmenpleiten im Rhein-Kreis Neuss steigen im ersten Halbjahr 2011 um neun Prozent an.

Rhein-Kreis Neuss. Die Entwicklung der Unternehmensinsolvenzen in Düsseldorf und im Rhein-Kreis Neuss bleibt auch im ersten Halbjahr 2011 zweigeteilt — allerdings unter anderen Vorzeichen als im Vorjahr. Denn während sich die Situation in der Landeshauptstadt im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspannt darstellt, hat sich die Insolvenzentwicklung im Rhein-Kreis Neuss merklich verschlechtert. Das berichtet die Neusser Wirtschaftsauskunftei Creditreform.

Mit 155 Firmenpleiten ist die Anzahl der Unternehmensinsolvenzen in den ersten sechs Monaten des Jahres im Rhein-Kreis Neuss angestiegen. Im ersten Halbjahr 2010 waren es lediglich 142. Das entspricht einer Zunahme von neun Prozent. Zum Vergleich: In Düsseldorf führt die zu Jahresbeginn gemessene positive konjunkturelle Entwicklung zu einer besseren ökonomischen Stabilität der Unternehmen. Für den angegebenen Bemessungszeitraum ging die Zahl der Insolvenzen von 314 auf 256 zurück.

Im Rhein-Kreis Neuss zeigen sich trotz der erfreulichen Konjunkturdaten offenbar erst jetzt strukturelle Anpassungsprozesse, unter denen die Unternehmen in Düsseldorf bereits im Vorjahr zu leiden hatten. Dieser unstete Entwicklungstrend auf regionaler Ebene korrespondiert mit den weiterhin bestehenden Unwägbarkeiten und Einflüssen der globalen Konjunkturentwicklung — von der Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 bis zur aktuellen Euro- und Staatsüberschuldungskrise.

Für das Gesamtjahr 2011 prognostiziert Creditreform für den Rhein-Kreis 284 Unternehmensinsolvenzen (2010: 252), was einem Anstieg von 13 Prozent entspräche. Bei einer differenzierten Betrachtung nach Branchengruppen zeigt sich, dass in Düsseldorf im ersten Halbjahr 2011 die meisten Insolvenzen weiterhin mehrheitlich im Dienstleistungssegment (unter anderem Immobiliensektor, Handel) zu finden sind. Zudem sind Schwerpunkte in der Gastronomie und in der Baubranche zu identifizieren. Im Rhein-Kreis Neuss spiegelt sich eine ähnliche Entwicklung wider. Allerdings geben hier die Bereiche Transport und Logistik Anlass zur Sorge.

Die negativen Zahlen im Rhein-Kreis Neuss stehen im Widerspruch zu den Konjunkturumfragen. Die Unternehmen beurteilen das regionale Geschäftsklima als günstig, der im Vorjahr konstatierte lange Schatten der Rezension scheint verschwunden. Der Kapitalsockel der Firmen wird durch einen kräftigen Einnahmeschub und frische Kredite verbreitert. Akute Liquiditätsengpässe gehören dem Anschein nach der Vergangenheit an. Auch von der befürchteten Kreditklemme ist fast keine Rede mehr. Und die regionale Investitionsbereitschaft befindet sich auf Rekordniveau.

Allerdings bleiben die globalen ökonomischen Rahmenbedingungen fragil und höchst dynamisch, mittel- oder gar langfristige Prognosen sind dementsprechend schwierig. So bestehen trotz vorhandener konjunktureller Potenziale für die Wirtschaftsentwicklung in den kommenden Monaten schwer kalkulierbare Risikofaktoren.

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