Mieterin muss weiterzahlen - Post hat die Kündigung verbummelt

Stefanie Willke hat ihre Wohnung gekündigt. Weil der Brief nie ankam, zahlt sie jetzt doppelt Miete.

Neuss/Grevenbroich. Bei wichtigem Schriftverkehr geht man auf Nummer sicher. Das wollte auch Stefanie Willke, als sie die Kündigung für ihre Wohnung in Neuss an ihren Vermieter schickte. Deshalb zahlte sie etwas mehr Porto und verschickte den Brief am 29. Oktober per Einschreiben.

Die böse Überraschung folgte drei Monate später: Als sie Ende Januar ihren Vermieter kontaktierte, um einen Termin für die Schlüsselübergabe zu vereinbaren, wusste der nichts von einer Kündigung. Die per Einschreiben verschickte Kündigung war nie angekommen.

Das wurde Stefanie Willke auch von der Neusser Postfiliale bestätigt, bei der sie den Brief aufgegeben hat. Dort ließ sich die Sendung nur bis zu einer Zwischenstation in Mönchengladbach nachverfolgen. In Berlin, wo der Vermieter wohnt, war der Brief nie angekommen.

„Das ist ärgerlich und sollte nicht vorkommen“, sagt ein Sprecher der Post gegenüber der WZ. Weil der Vorgang zu lange her sei, dauere die Nachverfolgung allerdings länger. Was genau mit dem Brief passiert sei, konnte er am Freitag nicht sagen.

Für Stefanie Willke und ihren Verlobten hat das Verschwinden des Briefes weitreichende Konsequenzen: Seit dem ersten Januar wohnen sie in ihrer neuen Wohnung in Grevenbroich. „Einen Monat doppelte Miete hatten wir für die Renovierung und den Umzug bereits eingeplant“, sagt die 27-Jährige. Doch jetzt verlangt der Vermieter ihrer alten Wohnung noch bis zum 30. April Miete von ihr und ihrem Verlobten. Vier Monate müssen sie zwei Mieten bezahlen. „Das Geld war eigentlich für etwas anderes vorgesehen“, sagt Willke.

Dass sie keine Bestätigung der Kündigung bekommen hat, habe sie nicht verwundert: „Bei diesem Vermieter nicht. Wir haben uns auch wegen notwendiger Reparaturen an ihn gewandt und keine Antwort erhalten.“ Weil sie den Brief per Einschreiben aufgegeben hatte, fühlte sie sich sicher.

„Einschreiben heißt aber nur, dass der Eingang und Ausgang des Briefes protokolliert wird“, erklärt der Sprecher der Post. Dazwischen werde das Einschreiben behandelt wie ein normaler Brief. Ein Einschreiben per Rückschein wäre in diesem Fall die bessere Wahl gewesen.

Denn dann hätte Stefanie Willke eine Benachrichtigung bekommen, wenn der Brief angekommen wäre — oder, wie in diesem Fall, nicht angekommen ist. Außerdem gibt es bei Briefen per Einschreiben — ähnlich wie bei Paketen — die Möglichkeit, die Sendung im Internet nachzuverfolgen. Auf diese Möglichkeit ist Stefanie Willke allerdings nie hingewiesen worden.

Ein letzter Funken Hoffnung bleibt der 27-Jährigen und ihrem Verlobten noch: Der Berliner Vermieter hat angekündigt, dass er versuchen wird, die Wohnung in Neuss so schnell wie möglich weiter zu vermieten. Wenn sich noch vor dem 30. April ein neuer Mieter findet, müsste Willke nicht die kompletten vier Monate zwei Mieten bezahlen.

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