Netto schließt für sechs Wochen

Vorübergehend gibt es für die Kunden in der Dormagener Innenstadt damit keinen einzigen Supermarkt mehr.

Netto schließt für sechs Wochen
Foto: ati

Dormagen. Jetzt verschärft sich die Situation: Ab kommender Woche gibt es in der City kein Lebensmittelgeschäft mehr für die Nahversorgung. Der Discounter Netto stimmt seine Kunden mit einem Aufsteller im Eingangsbereich darauf ein, dass sie in den nächsten sechs Wochen dort nicht mehr einkaufen können. Bis zum 18. August werden die Räumlichkeiten umgebaut. Den Hinweis, dass die Ausweichfiliale am Willy-Brandt-Platz (Bahnhof) genutzt werden kann, werden viele Innenstadtbewohner als Hohn empfinden. Sie müssen jetzt deutlich weitere Wege zurücklegen, um ihre Grundbedürfnisse erledigen zu können. Denn auch in der Rathaus-Galerie gibt es ein solches Angebot nicht mehr. Dort ist im Februar des vergangenen Jahres Edeka ausgezogen. Die Stadt sagt klar: „In diesen sechs Wochen wird sich die Versorgung verschlechtern“, so Stadtsprecher Harald Schlimgen.

Wie aus dem Umfeld des Unternehmens zu erfahren war, wurde der Mietvertrag verlängert. Das war der Auslöser für den nächsten Schritt, die Sanierung und Renovierung. Dabei wird die Verkaufsfläche nicht erweitert, weil dies die Örtlichkeiten nicht erlauben. Für Schlimgen ist die lange Schließungszeit „die Kröte, die es zu schlucken gibt. Aber die Vertragsverlängerung ist ein gutes Signal für die Attraktivität des Standorts „Kö“.

Seit Monaten ist die Wiedervermietung der Fläche im Untergeschoss der Rathaus-Galerie eine Hängepartie. Lange sah es so aus, als ob Lebensmittelhändler Edeka der ernsthafteste Interessent sei.

Doch im März sagte das Unternehmen zur allgemeinen Überraschung ab und begründete dies mit der zu kleinen Verkaufsfläche. Galerie-Manager Jörg Meiners spricht zwar davon, dass es auch andere Interessenten gibt, hält sich ansonsten aber sehr bedeckt. „Ich halte an dem Ziel fest, in der Galerie einen Lebensmittelmarkt anzusiedeln. Der gehört dorthin“, hatte Meiners zur Eröffnung von „Kult“ bekräftigt.

Aber selbst wenn in den nächsten Wochen ein Lebensmittel-Filialist sich zu einem Engagement entscheiden würde, so gingen weitere Wochen ins Land, weil zunächst einmal Renovierungs- und Umbauarbeiten laufen würden. Das hilft der Innenstadtbevölkerung nicht weiter. Sie muss abseits des zwei Mal wöchentlichen Marktes auf Alternativen im Dorma-Center (Aldi) oder in Rheinfeld (Lidl), Horrem (Netto) oder in Top-West (Hit-Markt) ausweichen.

Im Rathaus ist man sich der Lage bewusst: „Die Stadt tut alles, was in ihren Möglichkeiten liegt“, sagt Sprecher Schlimgen. „Wir sehen auch den Bedarf für einen Lebensmittelmarkt. Bürgermeister Erik Lierenfeld führt Gespräche und knüpft Verbindungen. Aber wir haben es nicht in der Hand.“

Die Werbegemeinschaft „CiDo“ sieht die Entwicklung bei Netto positiv, „aber die Gesamt-Situation im Lebensmittelbereich ist kritisch“, sagt Vorsitzende Michaela Jonas. „Das betrifft vor allem Ältere. Da ist es überlegenswert, ob es nicht Hilfestellungen beim Einkauf geben kann.“ Jonas hält eine „Markthalle“ für diskussionswürdig, so wie es sie beispielsweise in Langenfeld gibt. „Das würde die City aufwerten.“ Unter ihrem Vorgänger Frank Lemke kam diese Idee bereits auf. Eine Schnellabfrage unter den Wochenhändlern ergab kein Interesse.

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