Neusser Stadtgeschichte in drei Dimensionen

Ein ehemaliger Ingenieur baut detaillierte Modelle von historischen Neusser Römerlagern.

Neuss. Heinz Birkenheuer ist ein Neusser Urgestein. Geboren und aufgewachsen ist er an der Oberstraße, im Quirinusmünster getauft und in der Innenstadt zur Schule gegangen.

Vielleicht ist es die lebenslange Verbundenheit mit Neuss, die den pensionierten Ingenieur der Bosch-Werke seit so vielen Jahren an seiner Passion festhalten lässt.

Seit 1984 baut Birkenheuer Modelle von römischen Lagern nach, die die Legionäre nach ihrer Ankunft in Neuss errichtet haben und die bis zirka 95 nach Christus stehen blieben. Birkenheuers erstes Projekt war die Rekonstruktion der Ankunft der römischen Legionäre an der Erftmündung. Er baute das Modell zur 2000-Jahr-Feier des Clemens-Sels-Museums.

Erst ein paar Jahre später brachte ihn der damalige Kulturamtsleiter Harald Müller auf die Idee, ein Modell des Lagers zu bauen. Seitdem hat er drei Modelle angefertigt. Das größte ist das aus Passepartout-Karton modellierte Castrum Novaesium, das Neusser Legionslager, dessen Häuserplatten auf acht Zentimeter hohen Stelzen stehen, um den darunterliegenden Grundriss erkennen zu lassen. Viele der Gebäude sind nicht überdacht, damit man den inneren Aufbau sehen kann.

Mit dem zweiten Modell schuf Birkenheuer ein Reiterkastell. Das Jüngste in der Reihe ist gleichzeitig das geschichtlich Älteste. „Das reine Feldlager, in dem die römischen Soldaten in Zelten campierten, muss gegen 30 vor Christus entstanden sein“, mutmaßt Birkenheuer. Das würden auch die neuesten Funde des Neusser Archäologen Michael Kaiser bestätigen.

Die Idealkonstruktion des Lagers mit der fünfeckigen, durch einen Wall und einen Zaun mit Flechtdraht gesicherten Grundfläche, beruht hauptsächlich auf den detaillierten Beschreibungen des antiken griechischen Geschichtsschreibers Polybius. Vorbilder sind auch Flusslager an der Lippe und in Beckinghausen. Denn gefunden hätte man eigentlich wenig, nur Zelt-Heringe und den Graben, sagt Birkenheuer.

Im Zentrum der Anlage gab es ein Forum mit dem Amtssitz des ranghöchsten Offiziers und der Legionskasse. Daneben stand das Fahnenheiligtum, welches als einziges in einem mit Stroh gedeckten Fachwerkhaus untergebracht war.

Auch Lager für Getreide und Hülsenfrüchte hatten im Zeltlager Platz. Das 3 mal 1,40 Meter große Modell (Maßstab 1: 200) mit Zelten aus Kunststoff hat Heinz Birkenheuer gemeinsam mit Lother Kirchmeyer gebaut.

Die beiden haben sich zufällig nach einem Vortrag Birkenheuers im Clemens-Sels-Museum kennengelernt. Als er fragte, wer Lust hätte, bei ihm mitzumachen, meldete sich Kirchmeyer. Seit zwölf Jahren treffen sich die beiden Freunde nun regelmäßig ein Mal die Woche.

„Dabei nimmt das Modellbauen selbst die geringste Zeit in Anspruch“, versichern beide. Viel zeitraubender sei das Studium der Primär- und Sekundärliteratur. Sie schauen sich Grabungen auch vor Ort an und waren so schon in Rom und Pompei und haben Lagerausgrabungen in Spanien, Israel und der Türkei besichtigt.

Wer Interesse an den Modellen hat, kann jeden ersten Dienstag im Monat an einer Führung im Commundo Tagungshotel an der Humboldtstraße 2 teilnehmen oder unter 2 0 21 81/714 22 oder 2 0 21 82/82 39 40 eine Führung vereinbaren.

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