Nichtraucherschutzgesetz: Kein Qualm mehr im Schützenzelt

Das Land verschärft die Bestimmungen zum Schutz der Nichtraucher.

Neuss. Es war lange angekündigt, gestern hat die Landesregierung beschlossen: Das Nichtraucherschutzgesetz wird deutlich verschärft. Am 1. Mai ist das Ende der Raucherclubs gekommen, bislang mehr oder weniger geduldete Ausnahmeregelungen in Kneipen soll es nicht mehr geben, und auch Brauchtumsveranstaltungen haben rauchfrei abzulaufen: keine Zigarette mehr im Festzelt auf der Schützenfestwiese.

Zuständig für die Vermietung von Zeughaus, Stadthalle und Wetthalle an der Rennbahn ist Ralph Dymek von Neuss Marketing. Er sieht mit dem neuen Gesetz vor allem bei Brauchtumsveranstaltungen Probleme für die Veranstalter. „Im Zeughaus gibt es eine Terrasse, die die Raucher nutzen können. In der Stadthalle braucht es bei Großveranstaltungen allerdings zusätzliches Security-Personal, um die Eintrittskarten der vom Rauchen zurückkehrenden Gäste zu überprüfen.“

Bei Karnevalsveranstaltungen wie der Stunksitzung fürchtet er, dass die Künstler eventuell künftig vor halb gefüllten und unruhigen Sälen auftreten müssen: „Da gibt es für einen Büttenredner wohl nichts Schlimmeres.“

Inwieweit beispielsweise ein Abi-Ball als geschlossene Veranstaltung durchgehen kann, müsse man abwarten. „Da kann man ja tatsächlich eine Namensliste vorlegen. Was allerdings zu späterer Stunde geschehen soll, wenn Besucher von außen dazukommen, muss man sehen.“ Insgesamt stelle das neue Gesetz Gastronomen vor große Herausforderungen, sagt Dymek.

Oliver Leuchten, der Inhaber der Rauchbar an der Neustraße, blickt dem Gesetz ganz gelassen entgegen: „Für mich ändert sich gar nichts. Das gilt für die Gastronomie und Spielplätze. Ich bin beides nicht.“

Auch im Café Kleeberg am Markt sieht Inhaber Harald Boras entspannt in die Zukunft: „Obwohl wir in einem kleinen Bereich das Rauchen noch gestattet haben, ist der überwiegende Teil unserer Gäste sowieso Nichtraucher oder ist eh schon nach draußen gegangen. Wenn das Gesetz jetzt kommt, dann muss man das akzeptieren.“

Weitaus problematischer ist die Lage im St. Alexius/St. Josefs-Krankenhaus, wo es derzeit in der geschlossenen Station und der Suchtstation einen Raucherraum gibt. Da die zukünftige Regelung noch völlig ungeklärt ist, wollte die Klinikleitung derzeit jedoch keine Stellungnahme abgeben.

Bekanntermaßen bekennender Raucher ist Bürgermeister Herbert Napp. In seinem Amtszimmer wird geraucht — zumindest von ihm, und das soll auch so bleiben: Nach Rücksprache im Ministerium ist der Stadtchef sicher, dass auch nach Inkrafttreten des Gesetzes im Rathaus Raucherräume eingerichtet werden können.

Mehr Personal im Ordnungsamt für die Kontrolle von Gastronomen und Veranstaltern werde es im übrigen nicht geben, sagt der Bürgermeister. „Ich gehe davon aus, dass die Menschen gesetzestreu sind.“

Und die Schützen? Präsident Thomas Nickel wird versuchen, mit dem Wirt des Festzelts eine überdachte Möglichkeit zum Rauchen im Freien einzurichten. Im Zelt, in dem bis zu 4000 Menschen feiern, geht jedenfalls nichts mehr, ebensowenig wie in der Stadthalle. Doch Thomas Nickel, der „gern mal im Urlaub eine Zigarre raucht“, sieht die Entwicklung gelassen. Ja, einige Schützen „werden traurig sein“, meint der Schützenpräsident. Er ist allerdings überzeugt: Das neue Gesetz wird dem Schützenfest keinen Abbruch tun.

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