Norovirus auf dem Vormarsch

2010 gab es 3698 meldepflichtige Infektionskrankheiten im Rhein-Kreis Neuss.

Rhein-Kreis Neuss. Die Schweinegrippe spielte im vergangenen Jahr im Rhein-Kreis Neuss so gut wie keine Rolle mehr. Nur drei Fälle wurden beim Kreisgesundheitsamt registriert. 2009 waren es noch 1285. Dass die Fallzahlen bei den meldepflichtigen Infektionskrankheiten mit 3698 dennoch vergleichsweise hoch ausfiel, lag vor allem an den 2810 gemeldeten Ansteckungen mit dem Norovirus. „Das ist hinter Paderborn und Hamm Platz drei in NRW“, sagt Michael Dörr.

Dennoch kann der Leiter des Kreisgesundheitsamtes diesem Spitzenwert auch etwas Gutes abgewinnen. „Es ist schwer zu beweisen. Aber ich gehe davon aus, dass dieser hohe Wert vorrangig auf unsere gute Ermittlungsarbeit zurückzuführen ist.“ Außerdem sei eine seit September vergangenen Jahres geänderte Meldepflicht zu beachten, wonach nicht nur Personen, die im Rhein-Kreis Neuss wohnen, erfasst werden, sondern auch solche, deren Wohnsitz woanders ist, die aber im Kreisgebiet erkrankt sind.

Nicht zuletzt gibt Dörr zu bedenken, dass der Norovirus überhaupt erst seit zehn Jahren bekannt sei und es bezahlbare Tests erst seit fünf Jahren gebe. „Da ist noch vieles unerforscht, und die Meldeverfahren ändern sich jedes Jahr“, so Dörr. Spezielle Medikamente für eine Behandlung gebe es nicht.

Die Experten beim Gesundheitsamt hätten es im Verlauf eines Jahres aber auch mit Krankheiten zu tun, die längst aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit geraten sind — Kopfläuse zum Beispiel. „Das sorgt in Schulen natürlich immer für große Turbulenzen bei der Elternschaft“, sagt Dörr. Andere Infektionskrankheiten seien wegen der vorgenommenen Impfungen dagegen so gut wie ausgemerzt — wie die Windpocken.

Sorgen macht sich Dörr hingegen wegen einer Infektionskrankheit, die zunehmend für Schlagzeilen sorgt: Hinter dem Kürzel MRSA steckt ein gegen die meisten Antibiotika resistentes Bakterium, das aufgrund mangelnder Hygiene vor allem in Krankenhäusern und Pflegeheimen auftaucht. 2010 gab es im Rhein-Kreis Neuss 20 gemeldete Fälle, in diesem Jahr sind es bereits fünf.

„Es gab auch Todesfälle, wobei MRSA jeweils nicht ursächlich für den Tod war, sondern nur ein weiterer negativer Begleitfaktor“, erklärt Dörr. Er hofft mit der Einführung der neuen Hygieneverordnung, die in diesem Jahr umgesetzt werden soll, auf Besserung.

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