Park der Villa Ackermann ist Naturdenkmal

Esskastanien im Park haben Seltenheitswert. Bäume sind mehr als 100 Jahre alt.

Grevenbroich. Da kommen selbst Verwaltungsbeamte ins Schwärmen: „Wegen der besonderen Eigenart, der Schönheit und der Seltenheit der Ausprägung“ hat der Kreistag den Park der Villa Ackermann jetzt zum Naturdenkmal erklärt.

„Nahezu einmalig“ im Kreisgebiet seien vor allem zwei große Esskastanien, die dank des geschützten Standorts auf einen Stammumfang von 4,40 Metern herangewachsen sind.

Über hundert Jahre Zeit hatten die Bäume dafür. Angelegt wurde der private Park vor dem ersten Weltkrieg vom Amtsrichter Hans Ackermann. Die Lage hatte er mit Bedacht ausgewählt: So konnte er jeden Morgen durch seine grüne Idylle zum Arbeitsplatz im nahe gelegenen Gerichtsgebäude gehen.

Nur einen Steinwurf entfernt verbrachte der 1925 geborene Schriftsteller Dieter Wellershoff Kindheit und Jugend. Schon damals hatten die Kastanien beachtliche Ausmaße erreicht, wie Wellershoff in seiner Autobiografie „Die Arbeit des Lebens“ schreibt. „Unser Garten sah ziemlich langweilig aus“, erzählt er rückblickend. „Lieber schaute ich zu den Bäumen in Ackermanns Park hinüber, weil sie so groß waren, größer als unser Haus.“

An den Hausherrn nebenan erinnert sich der Schriftsteller ebenfalls. Ein „würdiger Herr mit grauem Bart“ war er, der durch seinen Park schritt, wie man sich den lieben Gott im Garten Eden vorstellt. Trotzdem — oder gerade deshalb — kletterte Wellershoff als Junge gern mal über den hohen Zaun, um sich im fremden Garten durchs Gebüsch zu pirschen.

Die Villa selbst steht bereits seit 1987 unter Denkmalschutz. Hauptgebäude und Seitentrakt sind weitgehend original erhalten. Vor dem Ersten Weltkrieg erbaut, spiegelt sie noch heute mit ihrem prächtigem Portal und der strengen, schmale Mauerblenden den Geschmack der Zeit wider. Doch längst residiert dort kein Amtsrichter mehr. Nach dem Zeiten Weltkrieg zog das Finanzamt ein, später beherbergte der Bau eine Arztpraxis.

Auch der Park galt schon einmal als schützenswertes Kleinod. Bereits zwischen 1986 und 2006 war er offiziell Naturdenkmal. Als Nächstes nimmt nun ein Gutachter die Bäume unter die Lupe, erklärt Ulrich Schmitz vom Kreis-Umweltamt: „In dem Alter haben sie immer kleine Macken.“

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