Pferderennen: Fünf Euro auf Stute Pantella

Den großen Reibach auf der Rennbahn machen — Weihnachtsmärchen oder Naivität? Die WZ hat es getestet.

Neuss. Die Festtage sind vorbei. Nun gilt es, das Weihnachtsgeld angemessen und stilvoll auf den Kopf zu hauen. „In Neuss bietet sich die Pferderennbahn dafür ja an“, sagen die Kollegen. Klar, warum nicht — vielleicht springt ja sogar noch ein verspätetes Geschenk heraus.

Also flugs in der Redaktion aufs Rennprogramm des Neusser Weihnachtsrenntages geschaut und die ersten Tipps abgegeben. „Ich wette ja grundsätzlich nicht“, sagt mein Kollege, der mitkommt, um Fotos zu machen. Geheimnisvoll tut dagegen die Kollegin. Woher sie ihre vorhergesagten Sieger kennen will, sagt sie nicht. Für unser erstes Rennen schlägt sie den Wallach Vibre Libre, fürs zweite die Stute Pantella vor. Ich vermute die vielbeschworene weibliche Intuition.

An der frischen Luft geht mit dem Kollegen die Fachsimpelei los. Der Wallach Red Avalanche aus Irland ist mein Favorit. Warum? „Cooler Name“, antworte ich dem Kollegen. „Jolie Fille“, sagt er, „die Nummer 7“. Dass er mir nicht zum Wettschalter folgt, um seinen Tipp abzugeben, wird sich noch als großes Pech herausstellen.

Fünf Euro auf Sieg, da kann man ja nicht viel falsch machen, denke ich. Und dann schnell raus zur Rennbahn, um die Pferde über den Sand fliegen zu sehen. „Was kaufen wir uns vom Gewinn?“, frage ich. „Ein Pferd. Oder doch besser einen Hund“, sagt mein Kollege.

Schon erfolgt der Start. Es scheint, als treibe Kommentator Pan Krischbin die Pferde mit seinen Worten an. „Vivre Libre müht sich. Vivre Libre übernimmt das Kommando“, schallt es durch die Boxen. Es sieht gut aus für den Tipp unserer Kollegin. Red Avalanche kommt an zweiter Position in Sicht. Dann die Überraschung auf der Zielgeraden — „Jolie Fille geht vorbei“, überschlagen sich Krischbins Worte. Applaus brandet auf der Tribüne auf. Der ungesetzte Tipp des Kollegen gewinnt schließlich. „Hab ich doch gesagt“, entfährt es ihm, als wir nach dem Rennen wieder aufeinandertreffen.

So kann es jedenfalls nicht weitergehen. Ein Fachmann muss her. Bei der Siegerehrung halten wir nach Reinhard Ording vom Neusser Reiter- und Rennverein Ausschau und betteln quasi um einen guten Hinweis. „Bei 1100-Meter-Rennen ist das immer sehr schwierig“, sagt Ording. Die Distanz sei kürzer als sonst und deshalb die Pferde schlechter einzuschätzen. Nach dem Blick ins Programmheft gehen wir mit den „Nummern sechs oder sieben“ zur Wettannahme.

Diesmal haben wir tatsächlich Glück. Allerdings, muss ich zugeben, doch sehr überraschend. Denn als Fachfrau erweist sich unsere Kollegin. Als die Pferde sich in die Kurve legen und „Pantella greift an“ durch die Boxen dröhnt, deutet es sich an. Die vierjährige Stute aus Irland trägt tatsächlich mit sechs Längen Vorsprung den Sieg davon. Hochgereckte Siegerfaust zu unserem Fotografen. „Sieg, Sieg, Sieg“, schallt es aus meinem Mobiltelefon, als ich die frohe Botschaft vom Gewinn über 31,50 Euro überbringe. Nicht schlecht — und morgen will die Kollegin dafür einen ausgeben.

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