Pierburg: Neuanfang mit einer bitteren Pille

Pierburg baut am Hafen ein neues Werkszentrum und konzentriert dort die bisherigen Standorte Neuss und Nettetal.

Neuss. Am Mittag wurde beim Notar der Vertrag unterzeichnet, wenige Stunden später informierte die Konzernspitze von Pierburg am Mittwoch über den geplanten Neubau an der Hafenmole.

Bereits im Sommer 2014 soll der Umzug erfolgen. Dann werden die beiden Standorte des Automobilzulieferers in Nettetal und Neuss auf dem ehemaligen Case-Gelände konzentriert.

Laut Vorstandsmitglied Peter Sebastian Krause sei diese Entscheidung bitter nötig gewesen, um den inzwischen längst global agierenden Konzern mit einem Umsatzvolumen von 2,3 Milliarden Euro im Jahr wettbewerbsfähig zu halten.

Das gelte besonders für das in Neuss ansässige Leitwerk für die Produktion von Magnetventilen. „Wenn wir unsere Weltmarktführung in diesem Bereich behaupten wollen, sind Synergieeffekte und Bündelung von Kernkompetenzen unerlässlich“, erklärt Stefan Knirsch, Chef der Division Mechatronics, die rund eine Milliarde Euro im Jahr Umsatz macht.

Am Standort Nettetal werden bislang vornehmlich Truckelemente produziert, auch die Gießerei ist dort. Die soll nun in das neue Fertigungswerk im Neusser Hafen integriert werden. Weitere Bereiche sind die Montage, die Logistik und die mechanische Bearbeitung.

Dass die Entscheidung letztlich für Neuss fiel, obwohl Städte wie Mönchengladbach oder Nettetal gleichwertige Angebote unterbreitet hätten, sei vor allem auf die gute Infrastruktur und die Citynähe zurückzuführen, sagt Krause. „Es fällt uns jetzt schon schwer, qualifizierte Mitarbeiter zu finden. Daher ist die Attraktivität eines Standortes ein wichtiger Faktor.“

Eine bittere Pille gebe es dennoch. In Neuss haben bisher 300, in Nettetal 400 Beschäftigte bei Pierburg gearbeitet. Am neuen zentralen Werksstandort sollen es aber insgesamt nur noch 600 sein. „Betriebsbedingte Kündigungen sind nicht geplant, wir wollen die Reduzierung ausschließlich durch Altersteilzeitmodelle erreichen“, versichert Krause. Auch der demografische Wandel federe den Arbeitsplatzabbau ab: „Bis 2018 scheiden 270 Mitarbeiter altersbedingt ohnehin aus dem Unternehmen aus“, so der Arbeitsdirektor.

Bürgermeister Herbert Napp hat eine besondere Beziehung zu Pierburg: „Dort habe ich in meinen Schulferien vier Wochen Vergaser zusammengeschraubt.“

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