Radwegenetz: Mit Kompromissen durch die Stadt

Bei einer Fahrradtour durch Neuss erläuterten Stadtplaner am Donnerstag die Schwierigkeiten beim Ausbau eines Radwegenetzes im öffentlichen Raum.

Neuss. Es ist eine auffallende Truppe, die da am Donnerstagvormittag durch Neuss radelt. Im Anzug, mit Schlips und Kragen und vorbildlichem Fahrradhelm, hat sich Bau- und Planungsdezernent Christoph Hölters aufs Rad geschwungen.

Hinterdrein fahren, neben einer Handvoll Journalisten, Norbert Jurczyk, stellvertretender Leiter des Amtes für Verkehrsangelegenheiten, Alois Bayerschen vom Tiefbauamt sowie die Beigeordneten Stefan Hahn und Horst Ferfers.

Es geht quer durch die Innenstadt zu den Besonderheiten und neuralgischen Punkten im Radwegenetz. Start ist am Romaneum, wo zwischen Zollstraße und Wendersplatz eine Lücke geschlossen wurde. Künftig ist auch östlich des Kehlturms eine Ergänzung des Radwegs vorgesehen, um die Durchfahrt zur Batteriestraße sicherer zu gestalten.

Der Ausbau des Radwegenetzes ist erklärtes Ziel der Verwaltung, aber auch ständiger Spagat. „Neuss ist eine aufblühende Stadt, das erfordert Kompromisse in der Planung“, sagt Hölters. Die Stadt selbst sei der Grund, warum die Menschen kämen. „Deshalb werden wir nicht anfangen, Straßenzeilen abzureißen, nur um breitere Durchfahrtswege zu schaffen.“

Ein solch neuralgischer Punkt, an dem man nach Hölters Ansicht planerisch nicht viel ändern kann, ist die Bahnunterführung am Hauptbahnhof. Der Radweg führt genau an den Bushaltestellen vorbei. Immer wieder wird es brenzlig, wenn Fußgänger diese Wege beim Ein- und Aussteigen der Busse queren. Um aber einen Radstreifen auf der dicht befahrenen Straße zu schaffen, ist diese zu schmal.

„Das ist eine bauliche Situation, mit der wir leben müssen. Die Bahnbrücke wird sicher nicht abgerissen, um Platz zu schaffen“, sagt Hölters. Lösungshilfe sei, nicht nur in dieser Situation, ein aufmerksamer Blickkontakt der Verkehrsteilnehmer untereinander.

Gefährlich wird es oft, wenn Radwege entgegen der Fahrtrichtung genutzt werden. So wie am Berliner Platz, wo schon wiederholt Autofahrer aus der Karolingerstraße kommend Radfahrer übersehen haben. Hier sollen jetzt Richtungsmarkierungen auf dem Radweg mehr Bewusstsein schaffen. Das Anbringen eines Warnschildes hält Norbert Jurczyk für problematisch: „Wie kann ich vor etwas warnen, das ohnehin nicht erlaubt ist?“

Mulmig wird es Radlern auch an der Salzstraße, wo ein Radweg unvermittelt endet und 150 Meter lang nur der Weg über die Fahrbahn bis zur Batteriestraße bleibt. Auch diese Lücke soll geschlossen werden. Mit dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) sei man bei den Planungen in engem Kontakt, sagt Jurczyk. Am Donnerstag war vom ADFC jedoch niemand eingeladen.

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