Religionsunterricht: Fach Islam

„Die Brücke“ hat nach den Sommerferien mit dem Islamunterricht begonnen. 70 Kinder nehmen teil.

Neuss. Reichlich Besuch an der Grundschule „Die Brücke“: Es kommen die Schuldezernentin, eine Schulrätin und der türkische Generalkonsul, es kommen Journalisten. Alle gehen in den Schulraum, in dem Fatime Süreyya Alarslan unterrichtet. 15 Kinder aus dritten Klassen treffen sich hier zum Islamunterricht.

Mit diesem Schuljahr wurde der bekenntnisorientierte Unterricht — im Gegensatz zur Islamkunde — an 33 Grundschulen im Land eingeführt, und es gibt erst wenige Lehrkräfte, die ihn nach einer Fortbildung erteilen dürfen. In der „Brücke“ ist Fatime Alarslan die einzige Lehrerin für das neue Fach. Deshalb können auch längst nicht alle 170 Kinder, die angemeldet waren, am Islamunterricht teilnehmen.

Die Jungen und Mädchen, die jetzt wieder eine Stunde Religionsunterricht haben, kümmern sich nicht um die Besucher, die sich an die Wand setzen. Auch die Fotografen irritieren sie kein bisschen. Sie sind konzentriert.

Was ist ein Hadith? Einige dieser Sinnsprüche des Propheten Mohammed hat die Lehrerin auf Zetteln an die Tafel geklebt. Die Kinder lesen vor. „Moslem ist der, der niemandem mit Worten und Taten Schaden zufügt.“„Ein Araber ist nicht besser als der, der kein Araber ist.“ „Nach Wissen zu suchen ist Pflicht .“ Und was heißt das eigentlich? Den Koran zu lesen, vermutet Lara — und außerdem? In der Schule zu lernen, weiß einer aus dem Stuhlkreis.

Die Kinder bilden kleine Gruppen, jede wählt sich einen Spruch, dann werden auf Plakaten Ideen notiert, was das wohl für den Schulalltag bedeuten kann. Die Jungen und Mädchen tauschen sich aus — auf deutsch, wie auch der Unterricht bis auf das Salam aleikum zu Beginn auf deutsch stattfindet. Ohnehin sind hier viele Sprachen vertreten: arabisch, türkisch, kurdisch, bosnisch zählt eine Schülerin auf, und „hey, ich bin auch noch da!“ — den albanischen Mitschüler hat sie fast vergessen.

Dass die Kinder auf dem Schulhof in ihrer Muttersprache reden, sei nicht wie etwa in Berlin verboten, sagt Schulleiterin Sylvia Decker. Auch die Muttersprache soll gefördert werden. Sie sieht den Islamunterricht als Teil der Inklusion an dieser Schule. Den Begriff fasst sie bewusst weit: Es gehe, sagt Sylvia Decker, um die Teilhabe aller Kinder.

Die Jungen und Mädchen wollen zum Ende der Stunde mit der Gestaltung ihrer Plakate gar nicht aufhören. Dass der Generalkonsul ihnen ein schönes Buch schenkt, wird da eher zur Nebensache. Was sie heute auch noch gelernt haben: „Menschen sind so gleichberechtigt wie die Zähne eines Kamms.“ Auch ein Hadith.

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