RLT: Der Priester und der Kommunist

Ohne erhobenen Zeigefinger, dafür mit Witz zeigt das RLT „Don Camillo und Peppone“.

Neuss. Sie prügeln sich, beschimpfen sich und lassen kein gutes Haar aneinander. Doch wenn es drauf ankommt, raufen sie sich zusammen: Pfarrer Don Camillo und der kommunistische Bürgermeister Peppone.

Als der Italiener Giovanni Guareschi in den späten 1940er Jahren die ersten Geschichten über die beiden Streithähne schrieb, traf er den Nerv der Zeit. Kein Wunder, präsentierte er doch den Konflikt zwischen den großen Weltanschauungen mit einem Augenzwinkern, herunter gebrochen auf einen Marktflecken in der Provinz.

Und heute? Das Rheinische Landestheater hat sich des Komödienklassikers angenommen und in der Spielfassung von Gerold Theobalt auf die Bühne gebracht. Herausgekommen ist ein humoriges Stück mit fliegenden Fäusten, aber auch nachdenklichen Momenten. Am Samstag wurde die Premiere vor fast ausverkauftem Haus gefeiert.

Passend zum Motto der Spielzeit, geht es um Glauben, an Weltrevolution oder Himmelreich. Dabei sind sich die Gegenspieler Don Camillo (Rainer Scharenberg) und Peppone (Stefan Schleue) im Grunde einig: Die Welt soll besser werden.

Während die Gunst des Publikums eindeutig Rainer Scharenberg als Don Camillo gehört, ist es doch Henning Strübbe als Jesus, der dem Stück immer wieder Höhepunkte aufsetzt. Vor allem tut er eins: Er rückt seinem Diener den Kopf zurecht, wenn mit dem das Temperament durchgeht.

Und das ist öfter als einmal notwendig. Etwa, wenn der Priester sich weigert, die Tochter eines Großgrundbesitzers (Sigrid Dispert) mit einem von dessen Arbeitern (Jonathan Schimmer) gegen den Willen der Väter zu trauen — große Gefühle hin oder her: „Aber Don Camillo! Gott ist die Liebe, schon vergessen?“

Dass das Stück dennoch ganz ohne erhobenen Zeigefinger auskommt, ist vor allem Strübbes akzentuiertem Spiel zu verdanken. Sein Jesus ist cool, genehmigt sich zwischendurch einen Messwein und bittet Don Camillo in den Beichtstuhl, wenn der sich mal wieder danebenbenommen hat.

Dabei verfolgt der Kirchenmann oft dieselben Ziele wie sein „roter“ Rivale. So sind beide dagegen, dass der Großgrundbesitzer trotz enormer Gewinne keine Lohnerhöhung herausrückt. Der sture Generalstreik der Kommunisten macht die Sache allerdings für alle Beteiligten noch schlimmer.

Dass die Geschichte dennoch ein gutes Ende nimmt und auch die Liebenden am Schluss vor dem Traualtar stehen, ist der Bauernschläue der beiden Gegner zu verdanken. Denn wenn es drauf ankommt, halten sie doch zusammen.

Das Stück macht Spaß, und das Publikum belohnte die Leistungen der Schauspieler mit lang anhaltendem Applaus. Und wer genau hinsieht, nimmt von dem Abend mehr mit als nur nette Unterhaltung.

Die nächsten Termine: Am Dienstag in Neuss und am Donnerstag, 22. November, im Erasmus-Gymnasium, Grevenbroich.

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