Rocken für die Jungs am Hindukusch

Die Neusser Band „Johnny & The Hot Rods“ spielt eine Tournee in Afghanistan.

Neuss. An der Gitarre steht er, seit er zehn Jahre alt ist. In Rock- und Heavy-Metal-Bands, in einer Johnny Cash Tribute Band und 2010 mit „Johnny & The Hot Rods“ sogar als Headliner vor 30 000 Zuschauern beim „Summerbreeze-Festival“.

Doch der nächste Gig ist selbst für einen Vollblutmusiker wie den Neusser Johnny Yuma — alias Andreas Kallenbach — eher ungewöhnlich. Er findet in Afghanistan statt. „Eine der größten Nummern, die wir durchziehen werden.“

Vor einem halben Jahr sieht Yuma eine Fernsehsendung über Bands, die in Afghanistan für die dort stationierten deutschen Truppen spielen. „Sofort dachte ich: Das ist etwas für uns“, sagt der Berufsmusiker.

Kurzentschlossen schreibt er dem Einsatztruppenkommando eine Mail. Nach zwei Monaten kommt die Zusage. Obwohl keiner der vier Musiker von „Johnny & The Hot Rods“ jemals bei der Bundeswehr war — Yuma wurde vergessen — muss der Bandleader keinen seiner Mitstreiter lange überzeugen.

„Wir wollen den Jungs da unten eine Freude machen, die dort viel Mist erleben“, erklärt Yuma seine Motivation. Rund 3000 Soldaten wird die die Rock ’n Roll und Rockabilly-Band bespielen.

Im Frühling geht es los. Vom Militärflughafen in Köln-Wahn fliegen die Musiker erst zum Bundeswehrstützpunkt Termez in Usbekistan. Dann geht es weiter in die viertgrößte Stadt Afghanistans, Mazar-i Scharif. Nach einem Konzert dort und in Kundus spielt die Band auf dem Rückflug noch in Termez.

Acht Tage werden die Musiker unterwegs sein. Bis dahin ist noch viel vorzubereiten. Impfungen gegen Polio und Hepatitis werden empfohlen. Die Band muss das Equipment, immerhin zwei Tonnen, katalogisieren und die Liste einreichen. Parallel dazu arbeiten „Johnny & The Hot Rods“ am neuen Album, das möglichst in Afghanistan vorgestellt werden soll.

Bei soviel Stress kommen kaum Gedanken an die seit der Koranverbrennung verschlechterte Sicherheitslage auf. „Ich bin zwar etwas skeptisch, aber ein Oberfeldwebel hat mir versichert, dass es relativ sicher sei“, sagt Yuma.

Etwas Überzeugungsarbeit musste der 35-Jährige nur bei seiner Frau leisten. Die tröstet sich jetzt damit, dass ihr Bruder nach einer längeren Stationierung am Hindukusch gesund wieder zurückgekehrt ist. „Ich bin guter Dinge, dass ich es überstehe“, sagt Yuma.

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