Romaneum: 2000 Jahre zu Füßen des Besuchers

Freigelegtes Mauerwerk belegt Stadtgeschichte an zentraler Stelle.

Neuss. Nur noch wenige Wochen, dann wird das Romaneum zum Treffpunkt für Musikschüler, VHS-Kursbesucher, Fernuni-Studenten. Auf dem Weg durchs Foyer passieren sie in dem hellen Gebäude unweigerlich steinerne Zeugen der Vergangenheit. Auf einer Fläche unter dem Erdgeschossniveau belegen freigelegte Mauerreste, dass der Standort des Romaneums geschichtsträchtiger nicht sein könnte: 2000 Jahre Stadtgeschichte liegen dem Besucher zu Füßen.

Sabine Sauer, für die Ausgrabungen zuständig, Carl Pause vom Clemens-Sels-Museum und Martin Stitz, Computer-Experte aus dem Vermessungsamt, erarbeiten derzeit die dezente Begleitpräsentation. Denn die Ausgrabungen seien schon „ein wenig erklärungsbedürftig“, sagt Sabine Sauer, die von der Einzigartigkeit dieses Kompendiums aus Jahrhunderten schwärmt.

Da fällt der Blick auf einen deutlich erkennbaren Backofen: 17. Jahrhundert, aus einem der Klöster, die auf dem Areal standen. Es schließt sich eine Mauer an — 1600 Jahre älter, römisch. Sie gehört wohl zu Nebengebäuden der Mansio, des Rasthauses, dessen Umrisse auf dem Platz vor dem Romaneum nachgebildet werden.

Gegenüber des Backofens finden sich Mauern aus dem 14. und 15. Jahrhundert. Sie bildeten damals die Keller von Häusern, die hier am Rand eines kleineren Hafens standen, der seit dem 9. Jahrhundert existierte. Diese Häuser wurden wohl beim großen Stadtbrand von 1586 zerstört: Danach begann eine Krisenzeit für die Stadt, die Keller wurden verfüllt. Später entstanden hier, über römischen Mauern und Bürgerhäusern, die Klöster — gebaut auch mit Resten der Römer-Mauern.

Die letzten Klöster wurden im Krieg zerstört, und auch der hat Spuren in diesem Kaleidoskop der Stadtgeschichte hinterlassen. Auf einem Mauerrest aus dem 13. Jahrhundert ist ein kreisförmiger Abdruck erkennbar. Hier stand im Zweiten Weltkrieg eine Flakstellung. Nicht zu sehen sind die Reste des Bunkers, der den Romaneum-Bauleuten nicht geringe Schwierigkeiten bereitete.

Dem Besucher, der wegen einer Musikprobe, eines Englisch-Kurses oder eines Vortrags ins Haus kommt, soll von dem wohl einzigartigen Platz das Wesentliche vermittelt werden. Dezent, wie Carl Pause anmerkt: Es wird einige Tafeln mit Erklärungen geben, an der hohen Stirnwand eine Chronologie.

Dazu kommen Touch-screen-Monitore mit vier Kurzanimationen von Martin Stitz: Die Mansio, die Häuser aus dem späten Mittelalter, die Klosterbebauung und schließlich der Bunker sind in die heutige Bebauung eingepasst, werden in 3 D-Animation gezeigt und geschwenkt. Schon mehrfach hat Stitz stadthistorische Bauten am Computer rekonstruiert. Aber auch für ihn war die Darstellung vom römischen Rasthaus bis zum Weltkriegsbunker auf einem einzigen Areal so, wie Sabine Sauer es ausdrückt: einzigartig.

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