Schule soll die eigene Küche schließen

Seit zehn Jahren wird an der Matthias-Claudius-Grundschule frischt gekocht. Das soll aus Platzgründen nun ein Caterer übernehmen.

Schule soll die eigene Küche schließen
Foto: lber

Kaarst. Es klingt abstrus: Während die Bundesregierung eine Qualitätsoffensive in Sachen Schulessen plant, wird in Kaarst darüber nachgedacht, die bislang einzige Schulküche zu schließen. Seit zehn Jahren wird an der Matthias-Claudius-Grundschule für die Kinder aus dem offenen Ganztag jeden Mittag frisch gekocht. Diplom-Ökotrophologin Michaela Koch sorgt dort gemeinsam mit einem insgesamt vierköpfigen Team für ausgewogene, kindgerechte Mahlzeiten.

Dafür wurden vor drei Jahren sogar mehr als 60 000 Euro aus dem städtischen Haushalt in die Modernisierung der Küche investiert. Weil dort laut Hygieneverordnung aber nur maximal 99 Essen auf einmal zubereitet werden dürfen und die OGS an der Grundschule mit deutlich mehr als 100 Anmeldungen jetzt schon räumlich aus allen Nähten platzt, stehen das Projekt „Frisch kochen“ und die Arbeitsplätze der Köchinnen auf dem Spiel.

Für Camilla Altvater, Vorsitzende der Schulpflegschaft der Matthias-Claudius-Schule, ist das eine Sache, die nicht sein kann — jedenfalls nicht, ohne vorher über mögliche Lösungen gesprochen zu haben. In dieser Woche hat sie sich schriftlich an alle Ratsfraktionen gewandt. Die CDU will nun, dass die Verwaltung in der nächsten Ratssitzung am 29. April Stellung bezieht.

Die Eltern, sagt Camilla Altvater, fühlten sich schlecht informiert und voreilig vor vollendete Tatsachen gestellt. „Der Evangelische Verein für Jugend und Familienhilfe als Träger und die Stadt wollten schnell eine Entscheidung treffen. Das Thema ,Platz- und Hygieneproblem’ wurde in der Schulkonferenz vor den Osterferien zwar angesprochen, einen Brief des Trägers an die OGS-Eltern, in dem vielmehr Kostenaspekte als Grund für die Aufgabe der Schulküche angeführt worden sein sollen, hat die Schulpflegschaft nie zu Gesicht bekommen.“

Somit, sagt Altvater, seien wichtige Fragen ungeklärt. „Wir möchten wissen: Wurden überhaupt Alternativen zum Erhalt des frischen Kochens in Betracht gezogen? Es wäre ja zum Beispiel denkbar, dass 99 frische Essen gekocht und die restlichen nach einem rotierenden Verteilsystem von einem Caterer zugeliefert werden. Dem Projekt einfach den Todesstoß zu geben, lässt bei uns Elternvertretern alle Alarmglocken schrillen.“

Für Burghard Asche, Geschäftsführer des Evangelischen Vereins für Jugend und Familienhilfe, sind die Intransparenz-Vorwürfe nicht nachvollziehbar. „Es gibt einen politischen Konsens, der besagt, dass in Kaarst kein Kind in Bezug auf einen OGS-Platz abgewiesen werden soll“, sagt er. „Das heißt, wir brauchen entsprechenden Platz und tun auch alles, um diesen zu schaffen. Auf der anderen Seite ist die Küche zu klein — die Problematik haben wir vermittelt.“

Schuldezernent Sebastian Semmler sagt: „Die Beibehaltung des Status quo ist an der Matthias-Claudius-Schule räumlich und rechtlich nicht möglich, jedenfalls nicht ohne signifikante Investitionen.“ Und: Diesbezüglich gebe es klare Prioritäten, zum Beispiel zugunsten der Unterbringung von Flüchtlingen.

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