Schulprojekt: Kleine Vagabunden im Museum

„Kulturstrolche“ durchstreifen die Kulturlandschaft ihrer Stadt.

Neuss. Der kleine Junge in der Aula der Burgunderschule ist sicher: „Ein Strolch ist so ein großer Vogel mit langen Beinen.“ Knapp daneben, denn die Kinder, die bei der Auftaktveranstaltung zum Projekt „Kulturstrolche“ mitmachen, sollen schließlich nicht wie Störche durch die Neusser Kulturlandschaft staksen, sondern nach Herzenslust in ihr herumstrolchen.

Zum Konzept gehört, dass die teilnehmenden Kulturinstitute wie beispielsweise das Landestheater, das Clemens-Sels-Museum oder die Alte Post nicht bloß besucht werden. Die Vor- und Nachbereitung steht ebenso auf dem Programm wie Probenbesuche, Führungen hinter die Kulissen, Gespräche mit Künstlern und praktische Arbeiten.

Die „Kulturstrolche“ sind ein Modellprojekt des Dezernats für Schule, Kultur und Sport der Stadt Münster. In Neuss sind es derzeit sieben zweite Klassen an vier Grundschulen, die Einblicke in verschiedene Kulturbereiche gewinnen können. Unabhängig vom kulturellen Interesse in den Elternhäusern und eventuell eingeschränkten finanziellen Möglichkeiten erleben die Kinder Kultur in vielen Facetten. Vom zweiten bis zum vierten Schuljahr können die Mädchen und Jungen Kultur ausprobieren, selbst entdecken, was ihnen gefällt und besonders Spaß macht.

Die Kosten werden durch Fördermittel des Kultursekretariats Wuppertal des Landes NRW finanziert, die Schüler sowie ihre Eltern müssen keinerlei Beiträge leisten.

Britta Franken organisiert das Projekt für das Neusser Kulturamt und bringt zur Auftaktveranstaltung auch schon Geschenke mit. Jedes Kind erhält eine orangefarbene Kappe und ein Sammelheft. In dieses Heft kleben die Kinder nach jedem Besuch einer Kultureinrichtung einen Sticker ein. Franken nimmt den Kindern auch die „Applausprüfung“ ab, eine wichtige Voraussetzung im Umgang mit Künstlern. „Richtig toll klatschen könnt ihr also schon. Noch wichtiger ist aber vor dem Applaus das richtige Zuhören. Erst wenn das klappt und euch etwas richtig gut gefallen hat, dann könnt ihr auch so richtig ausrasten“, belehrt sie die Kinder.

Der netten Dame vom Kulturamt hören die Kinder der Burgunderschule jedenfalls sehr gut zu. Das freut vor allem ihre Schulleiterin Gaby Cunrady, die froh ist, dass ihre Schule bei der Auswahl der Teilnehmer für das Projekt die Nase vorn hatte: „Viele unserer Schüler haben sonst keinen Zugang zur Kultur. Deshalb bedeutet das für sie eine echte Chance.“

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