Sommernachtstraum im Globe

Shakespeare Company Berlin begeistert das Publikum.

Neuss. Das Wetter und Shakespeares federleichter Sommernachtstraum könnten gar nicht besser zu einander passen. Schon vor der Vorstellung gönnen sich Besucher am Globe ein kühles Becks Gold oder ein Glas Weißwein und überlegen, welche Rolle die Darsteller später wohl spielen werden, die sich jetzt schon unters Volk mischen. Dann geht’s los und die Shakespeare Company Berlin eröffnet den Theaterabend erfrischend heiter mit Musik auf der Triangel und „sonstigen“ Instrumenten wie Backblech, Benzinkanister und Mülleimer.

Das Berliner Ensemble hat sichtlich Spaß an Liebe und Begehren: Der eine liebt die, die ihn nicht will, die andere den, der sie nicht will. Sobald höhere Mächte eingreifen und der Liebe per Zauberblume vorschreiben wollen, zu wem sie sich gesellen soll, ist das Chaos perfekt.

Shakespeares berühmteste Komödie wurde 1600 uraufgeführt und ist auf den Bühnen ein Dauerbrenner. Regisseurin Doris Harder gelingt es, diesem strapazierten Liebesverwirrspiel dennoch neue Facetten abzugewinnen. Großen Anteil daran hat die Besetzung. Die sechs Darsteller übernehmen mindestens je drei Figuren; ein Rollenwechsel, der teilweise nur durch wechselnden Kopfschmuck und Brillen mit gelbem Glas angedeutet wird.

Doch der Szenenwechsel funktioniert, denn die Schauspieler schaffen es mit überzeugender Leichtigkeit, präsent zu sein. Sie erobern das Globe und die Zuschauerränge, integrieren das Publikum (Puck: „Sind Sie der Mann mit dem Anzug aus der Stadt?“) und überzeugen mit Gesangseinlagen. Geschickt gelingt es der Regisseurin, die lauten mit den leisen Szenen zu verweben und so den Spannungsbogen zu halten.

Eigenwillig oder besonders radikal ist die Inszenierung nicht, dafür aber weit mehr als ein lustiges Wechsel-Dich-Spielchen. Und auch die Requisiten spielen mit: Fächer in allen erdenklichen Größen sind zugleich Feenflügel, Märchenwald, Accessoire oder Schwert. Über die etwas eintönigen hautfarbenen Kostüme kann man streiten, im Gesamtbild harmonieren sie aber mit der Bühne.

Die zweite Handlung, in der eine Gruppe Handwerker das urkomische und tragische Theaterstück um Pyramus und Thisbe aufführt, bietet reichlich Raum für heiteren Unfug. Da spielt eine Duschhaube auch schon mal den Vollmond. Szenen, die gefallen.

Applaus. Ein gut gelauntes Publikum verlässt das Globe und verabschiedet sich in eine schwüle Sommernacht.

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