SPD-Vorsitzender Jakubassa: „Der Wechsel ist eine gute Sache an sich“

Benno Jakubassa, Chef der Neusser SPD, über optimistische Aussichten.

Neuss. Benno Jakubassa, wiedergewählter SPD-Vorsitzender in Neuss, spricht im Interview mit der WZ über sein Amt, seine Partei und ihre Aussichten, die CDU im Stadtrat abzulösen.

Herr Jakubassa, Sie sind seit 1995 SPD-Vorsitzender, wurden soeben wiedergewählt. Macht es noch Spaß?

Jakubassa: Ja! Seit dem vergangenen Jahr natürlich mehr als vorher. Zu erleben, wie einer von uns es bei der Landtagswahl schafft — das ist wie eine Frischzellenkur.

Kann und will niemand außer Ihnen den Vorsitz übernehmen?

Jakubassa: Gute Frage. Ich gehöre jedenfalls nicht zu denen, die so lange Amtszeiten oder eine Ämterhäufung wollen. Deshalb habe ich auch 2004 im Rat aufgehört. Ich gebe zu: Mein Traum ist es, 20 Jahre lang Parteivorsitzender zu sein. Und ja, das ist irrational. Aber so ist es nun mal. Und zu Ihrer Frage: Ich kenne niemanden, der es im Moment machen will.

Beschreiben Sie bitte den Zustand der Partei in Neuss.

Jakubassa: Hoffnungsfroh und zuversichtlich, wie ich es in meinen 28 Jahren in Neuss noch nie erlebt habe. Zum einen wegen des Sieges bei der Landtagswahl. Zum anderen aber auch, weil es da eine ganze Gruppe von jungen Leuten in der Partei gibt, die was drauf haben und Verantwortung übernehmen wollen.

Seit Kriegsende hat die CDU im Stadtrat das Sagen, lange allein, jetzt mit der FDP. Woher nehmen Sie den Optimismus, dass sich das ändern könnte?

Jakubassa: Über Jahrzehnte beherrschten doch fünf Familien mit Geld und Einfluss die Stadt. Die CDU steht immer noch im Ruch der Honoratiorenpartei. Die CDU hatte goldene Jahre, jetzt sieht der staunende Beobachter alle halbe Jahre einen neuen Fraktionsvorsitzenden und ein unwürdiges Schauspiel durch den Dauerclinch mit dem eigenen Bürgermeister. Da baut sich eine Wechselstimmung auf.

Sie setzen wie auch Fraktionschef Reiner Breuer auf Rot-Grün — im Bund, im Land, aber eben auch im Stadtrat. Haben Sie schon mal vorgefühlt? Vielleicht sind die Grünen ja auch für die CDU ein interessanter Partner.

Jakubassa: Die CDU in Neuss will nicht mit den Grünen zusammmengehen, das wollte 2009 nur der Bürgermeister. Bei SPD und Grünen gehen die handelnden Personen seit vielen Jahren davon aus, dass die Kooperation machbar ist. Der Wechsel in Neuss ist schon eine gute Sache an sich, allein im Sinne der demokratischen Strukturen.

Ist Reiner Breuer der „geborene“ Bürgermeister-Kandidat?

Jakubassa: Reiner Breuer ist für jedes politische Amt ein geeigneter Kandidat. Wir werden das zu gegebener Zeit entscheiden.

Vor fast genau drei Jahren haben Sie im WZ-Gespräch gesagt: ’Ich habe den Eindruck, dass Bürgermeister Napp alles daran setzt, damit Schwarz-Gelb scheitert.’ Nun scheint es fast soweit zu sein. Warum hält sich die SPD so zurück?

Jakubassa: Manchmal ist weniger mehr. Und es kann klüger sein, die Dinge einfach laufen zu lassen.

Die SPD feiert in diesem Jahr ihr 150-jähriges Bestehen. Sind Sie stolz auf ihre Partei?

Jakubassa: Ja. Die sozialdemokratische Bewegung ist nach Verboten und Verfolgungen im Kaiserreich und während der Nazidiktatur immer wieder neu aufgestanden, um für ein freies, gerechtes und soziales Deutschland zu kämpfen.

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