Steinerne Zeitzeugen erzählen die Kaarster Geschichte

Beate Düster sorgt dafür, dass Bauwerke unter Schutz gestellt werden.

Kaarst. Die romanische Martinuskirche im Alten Dorf ist ein steinerner Zeitzeuge. Ein Denkmal, das in den vergangenen zwei Jahren aufwändig restauriert wurde. „Ein spektakuläres Projekt “, sagt die städtische Denkmalbeauftragte Beate Düster. Bauten, die eine Bedeutung für die Geschichte der Stadt haben, sind ihre Leidenschaft. Die studierte Stadtplanerin fährt seit acht Jahren zweimal pro Woche von ihrem Wohnort in Mühlheim an der Ruhr nach Kaarst.

In der Unteren Denkmalbehörde sorgt sie dafür, dass Gebäude unter Schutz gestellt werden. „Die Stadt macht einen Vorschlag. Die Entscheidung trifft das Amt für Denkmalpflege des Landschaftsverbandes Rheinland“, sagt die 51-Jährige. Inzwischen sind in Kaarst 57 Denkmäler eingetragen. Im vergangen Jahr wurde der Nordkanal in die Liste aufgenommen.

Doch nicht nur Unterschutzstellung ist Düsters Aufgabe. Sie betreut die Denkmälern auch bautechnisch — zum Beispiel die 950 000 Euro teure Sanierung von Alt Martin, die in diesem Umfang nicht geplant war. Düster: „Eigentlich sollten nur Dachrinnen am Kirchturm befestigt werden. Doch im Dachgestühl wurden Sicherheitsmängel festgestellt.“

Also besserten Handwerker das Gebälk behutsam aus. Das Dach wurde neu eingedeckt. „Dabei wurden am Mauerwerk oberhalb des südlichen Seitenschiffs Fassadenteile entdeckt, die aus der Entstehungszeit vor knapp 1000 Jahren stammen“, sagt Düster. Vor dem Rückbau der Kirche Mitte der 60er Jahre waren die Elemente vom Dach eingeschlossen. „Sie wurden konserviert — eine echte Sensation“, sagt sie.

Über dem Portal an der Westseite prangt das Relief des Künstlers Burkhard Siemsen. Im renovierten Innenraum wurde eine Sakristei eingebaut. 60 Stühle ersetzten die alten Bänke. „Die haben Gemeindemitglieder gespendet“, sagt der stellvertretende Kirchenvorstand Theo Thissen.

Ein weiteres Projekt der Unteren Denkmalbehörde war der Umbau der Hofanlage Baumeister an der Mittelstraße. Dort erfolgte der Einbau einer Wohneinheit, eines Büros und einer Praxis. Zudem entdeckten Archäologen in Kaarst historische Stätten. Im Bereich des geplanten Ausbaus der A 57 zwischen Holzbüttgen und dem Hotel Park Inn fand man Reste einer Römerstraße.

Neben Besuchen vor Ort muss Düster eine Menge Papierkram erledigen — unter anderem erteilt sie denkmalrechtliche Erlaubnisse für Hauseigentümer, die umbauen wollen. „Viele Menschen denken, dass es Nachteile hat, in einem Denkmal zu wohnen“, sagt sie. „Dabei können mit uns abgestimmte Maßnahmen steuerlich geltend gemacht werden.“

In Kaarst finden sich bislang keine Denkmäler aus dem 20. Jahrhundert. „Es gibt aber Bauwerke, die Denkmalwert haben“, sagt Düster. So könnte schon bald die neue Martinuskirche auf der Denkmalliste stehen.

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