Stele auf der Baustelle

Tafel erinnert an das Schicksal der Zwangsarbeiter. Noch kein Termin zur Übergabe an die Öffentlichkeit.

Neuss. Seit Monaten wird der Hafenkopf am Hafenbecken I umgestaltet. Auch wenn der erste Bauabschnitt, die „Terrasse“, wie angekündigt vor Schützenfest eröffnet wurde, gehen die (Nach-)Arbeiten dort weiter, außerdem entsteht nun im zweiten Bauabschnitt der erste Teil der Promenade entlang der Batteriestraße. Parallel dazu laufen, von einigen Irritationen begleitet, die Planungen zu Einweihung des Zwangsarbeiter-Denkmals.

Die Aufstellung eines Mahnmals für die Zwangsarbeiter, die in Neuss vor allem im Hafen eingesetzt waren, hat eine Jahre alte Vorgeschichte. Lange wurde diskutiert, um die Form ebenso wie den Aufstellungsort. Etwa 10 000 Männer und Frauen haben in den Jahren des Zweiten Weltkriegs in Neuss als Zwangsarbeiter gelebt. Das ist Ergebnis einer Studie, die in der Reihe der Dokumentationen des Stadtarchivs veröffentlich ist. Diese Studie hatte der Rat 1999 in Auftrag gegeben, sechs Jahre später lag sie vor. 2007 dann beschloss der Stadtrat die Aufstellung einer Stele an der Hammer Landstraße.

Das musste aus „verkehrstechnischen Gründen“ revidiert werden. Mittlerweile waren die Planungen zu der mit Landesmitteln geförderten Hafenkopf-Verschönerung weit gediehen, und man beschloss, die Stele — der Auftrag war an den Neusser Künstler Nils Kemmerling vergeben — auf dem Bürgersteig nahe der Kreuzung zur Batteriestraße aufzustellen. „Auf jeden Fall vor den Herbstferien“, hieß es aus dem Rathaus. Im Kulturausschuss gab die Verwaltung dann den 18. Oktober als Termin für eine kleine Einweihungsfeier bekannt.

Der Termin sei allerdings gar nicht mit ihm abgestimmt, sagt Klaus Harnischmacher, Geschäftsführer der Bauherrin, der (städtischen) Stadthafen GmbH. Am Dienstag nächster Woche werde am Aufstellungsort — nochmals geändert auf einen ruhigeren Platz auf der künftigen Promenade näher am Wasser — jedenfalls noch im Zuge des zweiten Bauabschnitts gearbeitet. Das Kulturamt informierte dann über die Verschiebung des Termins „wegen technischer Probleme auf der Baustelle“. Unsinn, sagt Harnischmacher, derartige Probleme gebe es nicht.

Dass sich allerdings auch die Bauarbeiten an der Promenade am Hafenbecken 1 bis zum UCI-Kino länger hinziehen werden als erwartet, verhehlt der „Bauleiter“ nicht. „Ich bin schon etwas enttäuscht. Ende des Jahres werden wir aber fertig sein.“

Völlig überraschend — jedenfalls für ihn — stand am Mittwoch plötzlich die Stele am vorgesehenen Platz an der noch unfertigen Promenade. Wann die Feierstunde in dem von der Verwaltung angekündigten „entsprechend würdigen Rahmen“ stattfinden wird, ist offen.

Kulturdezernentin Christiane Zangs betont, man wolle die Stele nicht „mit Flatterband und einem Bagger im Hintergrund“ der Öffentlichkeit übergeben. Sie warte nun auf einen Termin von Klaus Harnischmacher.

Derzeit ist nicht einmal der erste Bauabschnitt, die am 24. August mit Champagner und Austern eingeweihte Terrasse, für Passanten zugänglich. Das werde sich bald ändern, verspricht Klaus Harnischmacher. Ende des Monats sei die Terrasse mit ihren Sitzstufen, „nachgerüstet“ mit Bänken und Absperrbügeln, offen für alle.

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