Supermärkte sollen Impulse geben

Das Einzelhandelsgutachten wurde fortgeschrieben. Die Innenstadt bleibt Haupteinkaufsstandort.

Supermärkte sollen Impulse geben
Foto: lber

Neuss. Zum ersten Mal seit 2009 wurde das Einzelhandelsgutachten der Stadt fortgeschrieben. Es ist ein Instrument, mit dem die Stadt Ansiedlungswünsche von Handel und Dienstleistern steuern kann. Darin raten die Gutachter dringend, einen „Deckel“ auf Rheinpark-Center sowie die Standorte Mosel- und Römerstraße zu machen und dort keinen zentrenrelevanten Handel mehr zuzulassen. Das soll die Innenstadt, Einkaufsstandort Nummer eins in Neuss, aber auch die Nahversorgungszentren schützen. Unter diesen gibt es Auf- und Absteiger — und echte Sorgenkinder.

Die Einzelhandels-Entwicklung der kommenden zehn Jahre wird demnach vor allem auf die Sicherung und Verbesserung der Nahversorgungszentren abzielen müssen, heißt es in den Handlungsempfehlungen des Gutachtens, das jetzt dem Planungsausschuss vorgestellt wurde. Der Neubau eines Discounters an der Further Straße, der im Ausschuss eine weitere Hürde nahm, zielt in diese Richtung.

Basis des Gutachtens ist eine Bestandsanalyse, die einen Vergleich mit der ersten Erhebung von 2007 möglich macht. Demnach sank die Zahl der Läden in Neuss von 1034 auf 876 (-15 Prozent), während die Verkaufsfläche mit 256 890 Quadratmetern fast stabil bleibt. Allerdings sind in dieser Zahl noch nicht die 45 000 Quadratmeter des Höffner-Möbelhauses enthalten. Wie überhaupt das Gutachten zur Auswirkung dieses neuen Magneten im Hammfeld keine Prognose wagt.

Die Umsätze des Einzelhandels stiegen seit 2007 um zehn Prozent auf 953,9 Millionen Euro im Jahr. Davon kommen 770 Millionen aus den Portemonnaies der Neusser, deren Kaufkraft auf jährlich 915,6 Millionen Euro geschätzt wird. Eine Kaufkraftbindung von 81 Prozent nennt die Gutachterin Angelina Sobotta einen guten Wert für ein Mittelzentrum wie Neuss. Und weil mehr Kaufkraft zu- als aus Neuss abfließt, ist die Stadt noch immer der Einkaufsort im Rhein-Kreis.

Größter Magnet war und ist die Innenstadt, deren Entwicklungschancen die Gutachter aber als gering bewerten. Es fehlt an Flächen in marktfähigen Größen, auf denen etwa ein Magnet wie ein Elektromarkt angesiedelt werden könnte.

Der City nachgeordnet werden die Standorte Furth und Reuschenberg als Nahversorgungszentrum, aber nicht mehr als Nebenzentren definiert. Dafür fehlen ihnen einfach Einrichtungen wie Post oder eine Verwaltungsnebenstelle, erklärt Frank Wolters vom Amt für Wirtschaftsförderung. Ziel müsse aber sein, diese Nahversorgungszentren entsprechend aufzuwerten.

Zum Impulsgeber am Standort Reuschenberg könnte der dort neu entstehende Rewe-Markt werden. Viele 2007 gemachte Handlungsempfehlungen seien zwar noch nicht umgesetzt mit der Folge, dass sich Kundenströme zur Moselstraße verlagerten. Rewe könnte die Magnetfunktion aber wieder deutlich stärken. Auch am Lessingplatz in Norf, wo Leerstand eine gesunkene Versorgungsbedeutung unterstreicht, wird vom neuen Rewe ein solcher Effekt erwartet. Holzheim, wo ein Discounter neu baut, soll gar einen „urbanen Impuls“ bekommen.

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