Taxi-Fahrer: Nachts fährt die Angst mit

Die IG Neusser Taxi-Unternehmen macht sich für eine Überwachung der Taxen per Video stark.

Rhein-Kreis Neuss. Nachts und in den frühen Morgenstunden beschleicht Taxifahrer Hans-Josef Lenzen manchmal ein komisches Gefühl. Wenn er neue Kunden im Rhein-Kreis aufnimmt, fährt die Anspannung mit.

„Man sieht den Leuten nicht an, ob sie etwas Böses im Schilde führen“, sagt der 60-Jährige aus Neuss. Er sitzt im Vorstand der Interessengemeinschaft Neusser Taxi-Unternehmen und würde sich sicherer fühlen, wenn eine Kamera das Geschehen in seinem Taxi aufnehmen würde.

In den vergangenen Wochen ist das Thema Videoüberwachung in Taxen heftig diskutiert worden. Viele Fahrer in NRW fordern aus Sicherheitsgründen eine verstärkte Videoüberwachung in ihren Autos. Doch die Datenschutzbeauftragten des Landes wollen diesem Wunsch nicht nachgeben und die Grenzen der Überwachung eher enger ziehen, als sie erweitern.

„Ich verstehe nicht, was an einem Video so schlimm sein soll. Dass die Fahrt stattfindet, wird ja eh in der Zentrale aufgezeichnet und kann von der Polizei angefragt werden“, sagt Jörg Meinert, aktiver Taxi-Fahrer und ebenfalls Vorstandsmitglied der Interessengemeinschaft.

Er erklärt, dass auch heute schon Privatpersonen keine Auskunft über Fahrten oder Kunden erhalten und das auch so bliebe, wenn Videos aufgezeichnet würden. Geschäftsführer Paul Rulf ergänzt: „Wer hat denn einen Nachteil von der Überwachung?“

Vor Jahren habe man schon einmal über die Einführung von Video-Überwachung in Taxen nachgedacht. Obwohl Anschaffung und Einbau der Kameras, die noch mit Videokassetten liefen, teuer gewesen seien, hätten viele Unternehmer umgerüstet.

Immer wieder käme es zu brutalen Überfällen — auch im Rhein-Kreis Neuss. In den vergangenen Jahren seien diese jedoch weniger geworden. „2011 hatten wir keine größeren Überfälle auf Taxifahrer im Rhein-Kreis. Der letzte war 2010“, bestätigt Polizeisprecher Hans-Willi Arnold. „Es geht aber vor allem um das subjektive Sicherheitsgefühl und um die Abschreckungsfunktion“, sagt Hans-Josef Lenzen.

Er selbst ist noch nie überfallen worden, hat jedoch schon oft erlebt, dass Kunden anstatt zu zahlen die Flucht ergreifen. Kein Problem hätte er damit, sein Taxi von außen als videoüberwachten Wagen zu kennzeichnen.

„Das schreckt eventuelle Täter ab und die Kunden wissen, worauf sie sich einlassen.“ Für seinen Kollegen Meinert ist es wichtig, dass die Aufnahmen vom Gesetzgeber ausdrücklich erlaubt werden, damit Videos, die ein Verbrechen zeigen, auch vor Gericht als Beweismittel zugelassen werden.

Ein ganz anderes Thema und trotzdem in Sachen Sicherheit der Taxi-Fahrer relevant, ist der Digitalfunk. Seit 1965 arbeiten die Neusser Taxifahrer mit Sprechfunk. Den möchte die Interessengemeinschaft abschaffen und auf Digitalfunk umstellen.

Noch sind nicht alle Taxi-Unternehmen überzeugt — vor allem die hohen Kosten (1000 bis 4000 Euro pro Fahrzeug) schrecken ab. Im März soll endgültig in einer Versammlung darüber abgestimmt werden. Dann will der Vorstand drei mögliche Anbieter vorstellen.

Die Vorteile des digitalen Funks sind unter anderem eine schnellere Vermittlung der Fahrten sowie die Senkung von Betriebskosten. „Das wichtigste ist aber, dass wir im Ernstfall einen Notruf aus dem Taxi senden könnten und die Zentrale würde sofort per GPS-Signal sehen, wo man wäre“, erklärt Paul Rulf.

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