„Vesuv von Neuss“: Bürgermeister darf im Büro nicht mehr qualmen

Der streitbare Bürgermeister von Neuss muss das Rauchen in seinem Rathaus-Dienstzimmer stoppen. Dafür soll nun der Landrat sorgen, der sich mit dem „Vesuv von Neuss“ bislang nicht anlegen wollte.

Neuss (dpa). Der Neusser Bürgermeister Herbert Napp (66/CDU), bekennender Raucher, muss das Qualmen in seinem Dienstzimmer einstellen. Die Düsseldorfer Bezirksregierung hat den zuständigen Landrat aufgefordert, „geeignete Maßnahmen zu ergreifen“, um die rechtswidrige Nutzung des Dienstzimmers „zu unterbinden“.

Das sagte eine Sprecherin der Behörde am Mittwoch auf dpa-Anfrage. Im Büro des Bürgermeisters dürfe nicht geraucht werden. Dies widerspreche klar dem Nichtrauchergesetz. Napp hatte sein Büro zum Raucherzimmer erklärt und sich den Beinamen „Vesuv von Neuss“ eingehandelt.

Die Aufforderung ist ein Erfolg für die Initiative Pro Rauchfrei. Deutschlands größter Nichtraucherverband war mit einer Fachaufsichtsbeschwerde gegen Napp vorgegangen. Der zuständige Landrat des Rhein-Kreises Neuss, Napps Parteifreund Hans-Jürgen Petrauschke, soll die „dienstliche Anweisung“ nun umsetzen. „Wir werden das nachhalten und an der Sache dranbleiben“, hieß es in Düsseldorf.

„Juristisch ist die Sache eindeutig. Es gibt keine Lex Napp. Ich habe mich ohnehin gewundert, mit welcher Vehemenz er sich als Stadtoberhaupt über das Gesetz stellt“, sagte Pro Rauchfrei-Chef Siegfried Ermer am Mittwoch. „Diese Initiative verfolgt mich mit missionarischem Eifer. Das ist doch abstrus“, hatte Napp der dpa gesagt. „Mein Büro ist doch kein Taubenschlag.“

Der Bürgermeister hatte auf den Landtag verwiesen. Er wisse, dass dort auch etliche Abgeordnete in ihren Büros rauchten. Doch die Bezirksregierung, die dem Landrat vor ihrer Entscheidung einen umfangreichen Fragenkatalog zugeschickt hatte, sieht in der Sache keinen Spielraum: „Einzelbüros können keine Raucherzimmer sein.“

Napp, hinsichtlich seines Zigarettenkonsums eine Art Helmut Schmidt der CDU, war erst kürzlich bei einer Demonstration gegen das Nichtrauchergesetz in Düsseldorf als Redner gefeiert worden. Er hatte zuvor öffentlich mitgeteilt, dass er in seinem Dienstzimmer weiter rauchen werde. Dies hatte die Nichtraucher empört.

Dass Napp nun klein beigibt, ist unwahrscheinlich. Vielleicht miete er sein Büro privat an, hatte er bereits laut überlegt. Vielleicht nimmt er sich auch ein Beispiel an Arnold Schwarzenegger: Als Gouverneur von Kalifornien hatte der vor seinem Amtssitz ein Zelt aufstellen lassen, weil er nicht von seinen Zigarren lassen wollte.

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