Viel Lärm und kaum Abhilfe

Die Stadt erstellt einen Lärmaktionsplan. Für weitreichende Maßnahmen fehlt aber das Geld.

Neuss. Der internationale Tag gegen Lärm am Mittwoch ist vorüber, die Probleme bleiben. Lärm gilt längst als ernstzunehmende Belästigung, die krankmachen kann.

Gegen Lärm, den sie beeinflussen können, müssen die Städte aktiv werden, dazu verpflichtet sie der Gesetzgeber. In Neuss erstellt die Verwaltung gerade einen Lärmaktionsplan. Ein erster Entwurf wird im Umweltausschuss am 3. Mai vorgestellt.

Akribisch hat der TÜV Rheinland für die Stadt den Verkehrslärm an allen Straßen im Stadtgebiet gemessen, die mehr als 6 Millionen Pkw-Bewegungen im Jahr aufweisen. Zwei Schwellenwerte sind vorgegeben: 70 dB(A) dürfen im 24-Stunden-Schnitt nicht überschritten werden, eine Grenze von 60 dB(A) gilt für die Nacht.

Diese Werte werden an etlichen Orten im Stadtgebiet nicht eingehalten. Der Entwurf des Aktionsplans listet sie auf. An Friedrichstraße zwischen Kaiser-Friedrich-Straße und Erftstraße zum Beispiel sind 206 Anwohner durch Überschreiten des 24-Stunden-Schwellenwertes betroffen.

Oder die Kölner Straße zwischen Alexianerplatz und A 57: Hier sind es 30 Anwohner, hinzu kommen in der Nacht für 48 Bewohner Werte zwischen 60 und 65 dB(A). Und auch an der Jülicher Straße zwischen Kantstraße und Dreikönigenstraße ist es zu laut. 60 Anwohner müssen im Mittel mehr als 70 dB(A) aushalten, außerdem Verkehrslärm mit Werten von 60 bis 65 dB(A) in der Nacht.

An diesen und anderen Stellen ist die Stadt gefordert. Die Spanne möglicher Maßnahmen ist weit gefasst. Wie Georg Heumüller vom Umweltamt mitteilt, reicht das von Geschwindigkeitsbegrenzungen über die Vermeidung von Durchgangsverkehr in Wohngebieten bis zu Umrüstung etwa von AWL-Fahrzeugen oder schlicht der Beseitigung von Straßenschäden.

Doch Umweltdezernent Horst Ferfers warnt vor allzu großen Erwartungen. „Jetzt haben wir die Bestandsaufnahme. Die Frage ist aber doch: Was kommt danach?“ Umfangreichen Maßnahmen stehe die Finanzknappheit entgegen: „Das ist sehr unbefriedigend — aber beileibe kein Neusser Problem. Wir sind hier mit unserem Aktionsplan sogar schon relativ weit.“

Laut wird es für die Neusser auch durch Eisenbahn- oder Fluglärm. Bei beiden Ursachen ist die Stadt außen vor. Die Bahn hat die gemessenen Werte, auch für Neuss, ins Internet gestellt. In der Stadt sind umfangreiche Lärmschutzmaßnahmen geplant und teils schon in Arbeit.

Den Fluglärm hat nach Auskunft von Georg Heumüller das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (Lanuv) gemessen, demnach ergeben sich für Neuss keine Überschreitungen. Bis Sommer 2012 will die Stadt eine neue Karte für den Straßenlärm vorlegen.

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