Von der Schulbank ins Büro

Tim Rauscher beginnt am 1. September eine Ausbildung zum Industriekaufmann.

Neuss. Das Abitur ist geschafft, jetzt gilt es nur noch, auf die Noten zu warten. Eigentlich könnte der Stress nun von Tim Rauscher (19) abfallen. Doch: Welcher Stress? Der Schüler der Gesamtschule an der Erft wird selten nervös. Weder vor dem Abitur, noch vor dem Einstellungstest für seine Wunsch-Ausbildung.

„Ich hab schon von Freunden gehört, dass das Abi nicht so dramatisch ist“, sagt er und zuckt mit den Schultern. „Ich bin da locker reingegangen, habe vorher gelernt und es hat funktioniert.“

Funktioniert hat auch die Bewerbung zum Industriekaufmann bei der Awista in Düsseldorf. Nach dem Einstellungstest im Internet wurde Tim zum Assessment-Center eingeladen. Zwei Wochen später kam die Zusage. „Da habe ich mich sehr gefreut“, sagt er. Am 1. September beginnt seine zweieinhalbjährige Ausbildung.

Die Wahl des Berufsfeldes fiel Tim leicht. „Ich bin nicht sehr handwerklich begabt. So eine Arbeit wäre nichts für mich. Meine Mutter ist Bürokauffrau, und was sie so von ihrem Job erzählt, fand ich immer interessant. Es ist ein Bürojob aber das find’ ich gerade gut.“

In der Schule nahm Tim an der Berufsberatung teil. Eine Mitarbeiterin der Arbeitsagentur sei regelmäßig zu Sprechstunden in die Schule gekommen. Außerdem konnten die Schüler im Berufsorientierungsraum ihre Profile erstellen und herausfinden, welche Berufe für sie in Frage kämen und welche eher nicht. „Ich wusste, dass ich eine kaufmännische Ausbildung machen wollte“, sagt Tim. „Zwar kann ich mir auch vorstellen, irgendwann ein Studium in BWL oder Industriemanagement anzuhängen, aber ich wollte nach der Schule erst einmal in die Praxis und Geld verdienen.“

15 Bewerbungen hat Tim geschrieben, zehn Firmen luden ihn ein. Ein guter Schnitt, wenn man bedenkt, dass in diesem Jahr durch den doppelten Abiturjahrgang auch fast doppelt so viele Schüler ins Berufs- oder Studentenleben entlassen wurden wie noch vor einem Jahr.

„Ich habe keinen ungewöhnlich starken Konkurrenzdruck gespürt“, sagt Tim. Überhaupt befürwortet der Schüler, dass das Abitur an Gymnasien nun schon nach zwölf Jahren gemacht werden muss. „Die elfte Klasse war ja immer eher ein Orientierungsjahr. Das kann ruhig wegfallen.“

Auch wenn Tim bald in Düsseldorf arbeitet, wird er, wie die meisten seiner Freunde auch, im Neusser Elternhaus wohnen bleiben. „Das Ausbildungsgehalt reicht nicht für eine Wohnung in Düsseldorf. Und zu Hause wohnt es sich noch ganz gut.“

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