Vorspeise, Hauptgang, Mord

In Kerstin Langes Krimikochbuch dreht sich alles um Verbrechen und rheinische Rezepte.

Rhein-Kreis Neuss. Kerstin Lange kocht gerne und gut. Und mittlerweile trauen sich wieder alle Verwandten und Bekannten bei ihr zu essen. „Die denken sich bestimmt, wenn etwas passiert, bin ich ohnehin die erste, die in Verdacht gerät“, erzählt Lange lachend.

Natürlich ist das nicht ganz ernst gemeint, aber so ist das halt, wenn man einen Krimi schreibt, in dem alle schrecklichen Verbrechen mit gutem Essen zusammenhängen. Die 47-Jährige hat mit „Aufgetischt und Abserviert“ ihr erstes Krimikochbuch herausgebracht. 18 Geschichten ranken sich um 18 leckere Rezepte, die alle in Neuss und der Umgebung spielen.

Bei der Arbeit an ihrem Buch hat die Korschenbroicherin alles vereint, was sie gerne macht: Schreiben und Kochen. Immer, wenn sie am Herd steht, überlegt sie sich schon die nächsten Geschichten. Ihre Familie samt Enkelkind ist begeistert, denn sie dürfen die typische Niederrheinischen Rezepte, die Lange etwas abwandelt, essen: „Bei meiner Familie sind die Frikadellen mit Möhrengemüse besonders beliebt“, sagt Lange.

Zu diesen Frikos flüchtet sich im Buch Willi vor seiner Frau Mia in die Kneipe. Mia befindet sich nämlich gerade auf einem Yoga-/Ayurveda-Trip und zu Hause gibt es nur noch kalte Gemüsesuppe und lauwarmen Tee. Seine Flucht bringt dem genervten Ehemann aber nichts, er wird die Geschichte trotzdem nicht überleben. Kerstin Langes persönlicher Favorit aus ihrem Buch ist „Altersversorgung“.

„Die ist einfach schön knackig, mit Wow-Effekt“, sagt sie. Hier sei nur soviel verraten: Es gibt Kürbissuppe mit gebratenem Speck.

Eigentlich ist Lange gelernte Einzelhandelskauffrau und Bilanzbuchhalterin. „Ich habe schon immer gerne geschrieben. Aber ich wollte auch etwas Sicheres haben. Früher war irgendwie nicht in meinem Kopf, dass Schreiben auch ein Beruf sein kann“, sagt die Autorin.

Doch für sie war es schon immer mehr als ein Hobby, es ist ihre Leidenschaft. So einige Schreibkurse hat sie schon besucht, tauscht sich gerne mit anderen Autoren aus. Ganze Schreib-Reisen hat sie schon gemacht. „Das bin dann nur ich, mein Laptop und das Meer, einfach großartig“, schwärmt sie. Als sie dann ihre erste Kurzgeschichte verkauft hat, dachte sie sich: „Jetzt geht es richtig los.“ Ihr Mann stand schon immer hinter ihrem Vorhaben. So konnte sie 2009 ihren festen Job kündigen. Seitdem gibt sie sich voll und ganz dem Schreiben hin.

Inspiriert zu ihrem ersten Buch, dem Neuss-Krimi „Schattenspiel in Moll“ (2011), wurde sie auch durch ihre Lieblingsschriftsteller inspieiret. Dazu gehören Klassiker wie Agatha Christie. „Die kann ich schon rückwärts mitsprechen“, sagt sie. Aber auch Tana French liest sie gerne. „Sie war auch Patin für den Scheibwettbewerb, den ich gewonnen habe“, sagt sie. Den Wettbewerb hatte 2012 die Zeitschrift „Maxi“ zum Thema „Schöner Schein“ ausgeschrieben. Unter mehr als 1000 Einsendungen konnte sich Lange mit ihrer Geschichte „Anders-Artig“ durchsetzen.

Ihre Protagonisten sucht sich Lange auf der Straße. „Ich beobachte gerne Leute“, sagt sie. Besonders bei älteren Paaren geht ihre Fantasie los. Was sind das wohl für Leute? Wie sieht ihre gemeinsame Vergangenheit aus? Wie könnten sie sich gegenseitig umbringen? Und dann landen diese ausgedachten Geschichten vielleicht in einem von Kerstin Langes nächsten Büchern. Ein Krimi erscheint bereits im April. Darin wird es um Kunstfälschungen in Neuss gehen.

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