Vorstoß für Cremer-Tosetti-Areal

Architekt Oliver Ingenhoven will mit seiner Projektstudie einer alten Debatte neuen Schwung geben.

Neuss. Der Architekt Oliver Ingenhoven hat für das Cremer-Tosetti-Areal an Neustraße, Hamtorwall und mittelalterlicher Stadtmauer, die nach seiner Überzeugung „augenfälligste Kriegswunde im Herzen der Stadt“, eine Planung entwickelt und im Internet veröffentlicht. Ein Versuchsballon, der zuerst von der SPD-Fraktion gesichtet wurde und über eine Anfrage an die Verwaltung eine neue Debatte zu einem Dauerbrenner-Thema anfachen könnte.

Ingenhoven ist nicht der erste Planer, der sich mit der unbefriedigenden städtebaulichen Situation beschäftigt. Schon 1994 gab es einen folgenlos gebliebenen Architektenwettbewerb, erinnert Planungsdezernent Christoph Hölters. 2009 griff das Forum Stadtentwicklung das Thema mit Studenten der Düsseldorfer Fachhochschule für Architektur noch einmal auf. Mit der Folge, dass im Jahr darauf immerhin ein städtebaulicher Rahmenplan entwickelt wurde. Mehr passierte vordergründig nicht.

Obwohl sich — neben Ingenhoven — aktuell noch zwei weitere Architekten nach Hölters Aussage mit der Fläche befassen, glaubt der Dezernent offensichtlich nicht, dass daraus eine belastbare Planung oder gar ein Bauantrag resultiert. Er lässt deshalb gerade im Rathaus die Rahmenbedingungen wie etwa Denkmalschutzauflagen zu einem Exposé für die Fläche aufarbeiten, um sie aktiv anbieten zu können.

An der Entwicklung der Fläche arbeitet Heinz Hick, der ehemalige planungspolitische Sprecher der CDU, schon lange und — wie er mit Blick auf einen Vertrag mit dem Besitzer des Tosetti-Hauses betont — zumindest was dessen Flächen angeht exklusiv. Einen Investor aus Melle konnte Hick schon so weit begleiten, dass der eine Konzeptstudie für Wohnen mit Service im Rathaus vorstellte.

Von der Verwaltung sei das Thema aber „so lieblos behandelt worden“, sagt Hick, dass der nach drei Jahren das Handtuch warf. Weil auch ein zweiter Investor nach sechs Monaten Vorarbeit im März dieses Jahres ausstieg, ist Hick nun mit einem Architekten über eine so genannte kleine Lösung im Gespräch: einen altengerechten Anbau an das Tosetti-Haus.

Die Pläne, eine Häuserzeile entlang des Hamtorwalls bis zum Hamtorplatz zu entwickeln, hat Hick aufgegeben, der Parkplatz bliebe zum großen Teil erhalten. Das wird er mit dem Architekten noch diesen Monat im Rathaus vorstellen.

Dort war Ingenhoven schon und hat vor Bürgermeister Herbert Napp ähnliche Gedanken einer Teilbebauung entwickelt. Er sieht zwei Pluspunkte: Die historisch nachgewiesene Eckbebauung auf der Stadtseite des denkmalgeschützten Tosetti-Hauses würde den Platz neu fassen, die „Alte Post“ erhielte ein „adäquates Gegenüber.“ Zudem will er den Parkplatz über den Hamtorwall erschließen und so die Neustraße fast autofrei machen. So könnte zwischen Alter Post und Tosetti-Haus der Platz entstehen, den sich auch das Forum Stadtentwicklung dort wünscht.

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