Wenn Teppichkunst auf Gebäckformen trifft

Schauspiel, Ausstellung, Konzerte — das Kreismuseum Zons als Hort der Kultur.

Dormagen. Plätzchen in Form eines Schuhs, einer Handtasche oder gar des Babyschnullers? Wer nicht glaubt, dass es so etwas gibt, kann sich demnächst im Kreismuseum Zons vom Gegenteil überzeugen.

Ab dem 14. Oktober werden dort Gebäckformen aus rheinischen Sammlungen zu sehen sein, und Museumsleiterin Angelika Riemann verspricht auch einige skurrile Exponate, auf die sie bei der Durchsicht aktueller Kataloge des größten Förmchen-Produzenten Städter gestoßen ist.

Spekulatiusbretter und Modelformen mit Segenszeichen und religiösen Darstellungen gehören ebenso zur Schau und illustrieren eine Zeit, in der aufwändige Gebäcke noch hauptsächlich in Klosterküchen und Konditoreien entstanden. Zwei Führungen (14. November, 14.30 Uhr und 25. November, 11.15 Uhr) bieten Gelegenheit, den Gang durch die Ausstellung mit fachkundigen Erläuterungen zu unterlegen.

Neben der Ausstellung „Gebäck formen“ wartet das Kreismuseum im zweiten Halbjahr 2012 mit thematisch völlig unterschiedlichen, ambitionierten Schauen, Vorträgen und Kulturveranstaltungen auf. Unter dem Titel „Einprägsam“ läuft aktuell die Präsentation von Vergoldewerkzeugen aus der Sammlung Doris und Kurt Lappe. Gezeigt werden Gerätschaften, mit denen seit dem 15. Jahrhundert Bücher vergoldet und Schriftzüge auf Deckel und Rücken geprägt wurden.

Äußerst aufschlussreich dürfte sich am 23. August der Vortrag von Frederik Schwarz gestalten. Der Mitarbeiter des berühmten Auktionshauses Christie’s lüftet so manches seit über 100 Jahren gehütete Geheimnis über die wohlbetuchte Kundschaft. „Vielleicht erfahren wir etwas über den blauen Diamanten der Wittelsbacher Krone“, hofft Angelika Riemann. Das Juwel, das niemals veräußert werden sollte, kam nämlich mysteriöserweise bei Christie’s doch unter den Hammer.

„Neue Interpretationen“ erwartet die Museumschefin auch von Brigitte Tietzel, die am 6. September über die sechsteilige Teppichserie „Die Dame mit dem Einhorn“ referiert. Zwar geben Motive und Qualität des Teppichs zarte Hinweise auf eine mögliche Herkunft, doch wessen Liebesbeziehung sich in der Darstellung von Frau und Einhorn spiegelt, ist bis heute ungeklärt.

Dreimal dient das Kreismuseum bis zum Jahresende als Aufführungsort. Am 8. September bringt Theaterwissenschaftlerin Angelika Hofstetter Irmgard Keuns Roman „Das kunstseidene Mädchen“ auf die Bühne. Hofstetter allerdings löst Doris, die Keunsche Protagonistin, und das an ihr exemplarisch dargestellte Scheitern von Lebensentwürfen aus dem ursprünglichen Kontext der Weimarer Republik und setzt sie in die Gegenwart.

Klassisch wird es am 25. September bei den „Berliner Cellosonaten“, einem Zonser Gastspiel von Kristin von der Goltz (Violoncello) und Christine Schornsheim (Hammerklavier) im Rahmen der Festlichen Tage Alter Musik, während der Förderverein des Kreismuseums am 17. November zum zweiten Mal Komponistinnen wie Alma Mahler-Werfel, Lilli Boulanger, Fanny Hensel und Clara Schumann in den Mittelpunkt rückt.

Exkursionen zur Ausstellung „1912 — Mission Moderne“ ins Wallraff-Richartz-Museum (1. September) und nach Recklinghausen zum Ikonen-Museum — „mit dem größten Ikonenbestand außerhalb der orthodoxen Länder“, so Riemann — am 22. September runden das Programm ab.

Den Schlusspunkt setzt der 33. Adventsmarkt am 15. und 16. Dezember, bei dem auch die eingangs erwähnten Gebäckformen wieder ins Spiel kommen. Passend zur Ausstellung können Kinder dann in einer Kunstaktion ihr eigenes Designergebäck gestalten.

Ein Ausflug mit Kindern ins Kreismuseum lohnt sich aber auch heute schon. Die Ausstellung „Katzen, Katzen“ präsentiert 97 im Jugendstil entstandene Stubentiger und hat sich, so sagt Angelika Riemann „als echter Ferientipp“ erwiesen.

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