Wiederwahl mit Fragezeichen

Kurz vor der Ratssitzung ist die Wahl von Christiane Zangs völlig offen.

Neuss. Die Tagesordnung für die Stadtratssitzung am kommenden Freitag steht. Punkt 18: Wiederwahl der Schul- und Kulturbeigeordneten Christiane Zangs. Ob es dazu tatsächlich kommt und welches Ergebnis eine Wahl hätte, ist derzeit völlig offen.

Die nach dem Bürgermeister ranghöchsten Verwaltungsmitarbeiter werden für acht Jahre vom Rat gewählt (s. Kasten). Im Sommer 2004 übernahm Christiane Zangs, zuvor Leiterin des Clemens-Sels-Museums, die Stelle. Nun ist um ihre Wiederwahl eine heftige Auseinandersetzung im Gang.

Die einzige Frau im Dezernentenkollegium hat sich in der Politik nicht immer Freunde gemacht und musste oft genug unpopuläre Entscheidungen, etwa im Schulbereich, vertreten. Sie selbst sagt: „Mit meinem Team habe ich in den vergangenen siebeneinhalb Jahren wirklich viel erreicht.“

Dass sich die Lage nur eine Woche vor der Ratsitzung noch völlig offen darstellt, ist sehr ungewöhnlich. Nach langem Zögern hat sich die CDU als größte Ratsfraktion nun positioniert. Es gebe „eine Mehrheitsposition pro Wiederwahl“, sagt der Fraktionsvorsitzende Jörg Geerlings. Er würde auch am kommenden Freitag wählen lassen. So werde er auch „in Richtung FDP werben“.

Der liberale Koalitionspartner, der bekanntermaßen seine Probleme mit der Dezernentin hat, vertritt einen anderen Standpunkt. Weil der Beigeordnete Horst Ferfers zum Ende des Jahres ausscheide und seine Stelle den Vermerk „kw“ trägt, also künftig wegfallen soll, müsse zunächst einmal über die Neuverteilung der Geschäftsbereiche innerhalb der Dezernate geredet werden.

„Wo landet was? Das müssen wir doch erstmal klären, das verlangt die Logik“, sagt Fraktionsvorsitzender Heinrich Köppen. Dass die Ferfers-Stelle wegfallen wird, steht für ihn fest, und mehr noch: Die Not im Haushalt werde größer, „nicht auszuschließen, dass wir noch mehr einsparen müssen“. In Kürze wollen sich CDU und FDP verständigen. Sie müssen: In ihrem Koalitionsvertrag ist Einvernehmen bei der Besetzung von Beigeordnetenstellen festgeschrieben. Intern ist da schon von einem „Stresstest“ die Rede.

Die größte Oppositionsfraktion hält sich zurück. Man habe sich noch nicht entschieden, betont SPD-Fraktionsvorsitzender Reiner Breuer. Auch über die Stimmungslage in der Fraktion mag er nichts sagen. Fest steht allerdings: Die SPD will versuchen, die Ferfers-Stelle zu erhalten. Seit dem Wegfall der Goldammer-Stelle (s. Kasten) hat die Opposition kein Vorschlagsrecht mehr für eine Stelle an der Spitze der Verwaltung. Dem Vernehmen schließt die CDU ein Entgegenkommen in dieser Frage nicht völlig aus.

Noch könnte die Wahl verschoben werden. Entscheidet der Rat erst in den letzten drei Monaten vor Ende der Amtszeit, darf die Kandidatin die Stelle allerdings ablehnen. Christiane Zangs reagiert auf das Hickhack um ihre Person äußerlich gelassen. „Ich mache gern weiter“, sagt sie.

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