„William Shakespeare? Seine Sprache ist vollendet“

Sebastian Koch im Gespräch: Am Sonntag stand er als Rezitator auf der Bühne des Globe.

Neuss. Er spielte „Stauffenberg“, mimte Albert Speer im TV-Dreiteiler „Speer & Er“ und gab den DDR-Dramatiker Georg Dreymann im oscarprämierten Stasi-Drama „Das Leben der Anderen“. Am Sonntag stand Charakterdarsteller Sebastian Koch im Globe mit dem Programm „Shakespeare — ein deutscher Dichter“ auf der Bühne. Als Rezitator warf Koch mit dem Londoner Kollegen Philip Cumbus Schlaglichter auf Shakespeares Spuren in der deutschen Literatur. Vorab fand er Zeit für ein Gespräch.

Herr Koch, das Programm „Shakespeare — ein deutscher Dichter“ hat im vergangenen Herbst in London Premiere gefeiert. Die Deutschen reklamieren den englischen Nationalbarden für sich — wie hat das Londoner Publikum darauf reagiert?

Sebastian Koch: Zunächst einmal ist der Titel ohne Zweifel ironisch gemeint, und mittlerweile haben die Engländer auch den Humor, das so stehen zu lassen. Die Nationen stehen sich mittlerweile glücklicherweise wieder näher. Es ist wunderbar, wenn ein Projekt wie unseres eine weitere Verbindung schaffen kann. Ich denke, es ist für Engländer spannend zu sehen, wie durch die Shakespeare-Übersetzungen in Deutschland ein etwas anderes Werk entstanden ist.

Gibt es einen Shakespeare-Charakter, den Sie gerne einmal spielen würden?

Koch (überlegt kurz): Da mag ich mich nicht für einen entscheiden. Hamlet oder Richard III., sie sind alle so exzeptionell. Ich verstehe mich auch nicht als Spezialist für historische Rollen, ich wühle nicht in der Geschichtskiste. Die Drehbücher haben den Ausschlag gegeben. Es gibt heute nur sehr wenige gute Drehbücher, deswegen lehne ich Angebote meistens ab.

Shakespeare hat Ihnen offenbar schon einmal Glück gebracht: In Ihrer Aufnahmeprüfung an der Schauspielschule haben Sie den Zettel aus dem Sommernachtstraum vorgetragen und bestanden. Hat Shakespeare Sie in Ihrer Arbeit später noch beeinflusst?

Koch: In der Art, wie man mit Texten umgeht, sicher. Er hat die große Gnade, Dinge einfach wegzulassen. Seine Sprache ist vollendet, im Rhythmus, in allem. Ich könnte ihm stundenlang zuhören.

Ihr letztes Theaterengagement liegt Jahre zurück. Neben der Arbeit an TV- und Kinoproduktionen touren Sie dafür immer häufiger auch mit Lesungen. Suchen Sie wieder den direkten Kontakt zum Publikum?

Koch (lacht): Ja, ich entdecke gerade die Lesungen für mich, auch in Verbindung mit Musik. Es ist erstaunlich, wie man ein Publikum von 800, 900 Menschen dabei in den Bann ziehen kann. Ich habe diese Interaktion vermisst.

Wie sehen Ihre nächsten Projekte aus?

Koch: Demnächst drehe ich „Das Wochenende“ von Bernhard Schlink, danach steht ein großer Film in Griechenland an.

Und der heißt?

Koch (lacht): God loves Caviar.

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