Lavard Skou-Larsen: „Wir sind doch alle ein bisschen Diva“

Der Chefdirigent über das neue Jahresprogramm.

Neuss. „Diva“ steht in goldener Schrift auf dem neuen Jahresprogrammheft der Deutschen Kammerakademie Neuss. Deren Chefdirigent Lavard Skou-Larsen will damit auf die vielen musikalisch interessanten Solisten hinweisen, die er für die Abo-Konzerte im Zeughaus zusammengetrommelt hat. Darunter befindet sich der Schlagzeuger Peter Sadlo, der beim Eröffnungskonzert am 9. Oktober ein „Feuerwerk der Percussion“ zünden will.

„Wir sind doch alle ein bisschen Diva“, sagt Skou-Larsen. In jedem Menschen stecke ein göttlicher Funke, und das gelte eben auch für Musiker, insbesondere für herausragende Einzelkämpfer. Dabei interessiere er sich gar nicht mal so sehr für glamouröse Klassik-Promis. „Unsere Solisten stehen nicht so aggressiv im Rampenlicht, sind aber künstlerisch manchmal wertvoller als so mancher Weltstar.“ Bestes Beispiel dafür sei die indisch-irische Geigerin Priya Mitchell, die beim 6. Abonnementkonzert am 13. Mai 2012 den anspruchsvollen Solopart von Beethovens Violinkonzert übernimmt. „Die Geigerin tritt grundsätzlich barfuß auf, weil sie beim Spielen den unmittelbaren Kontakt zum Boden benötigt“, erklärt der Dirigent, der selbst Geige spielt und einst unter dem legendären Sandor Vegh im Orchester der Camerata Academica Salzburger saß.

„Ich mag das athletische Spiel der heutigen Stargeiger überhaupt nicht“, sagt Skou-Larsen. Da gehe es nur noch um die perfekte Technik und weniger um das Wesentliche in der Musik.

Dass Skou-Larsen nicht nur auf klassisch Bewährtes setzt, sondern auch einen Hauch Exotik ins Neusser Konzertleben wehen lässt, zeigt sich besonders beim Konzert am 13. November mit der armenischen Geigerin Anush Nikoghosyan und einem Programm ausschließlich mit Werken armenischer Komponisten.

Auf die britische Konzertmeisterin der Neusser Kammerakademie, die Geigerin Fenella Humphreys, hält Skou-Larsen so große Stücke, dass er ihr für das Weihnachtskonzert am 11. Dezember einen großen Soloauftritt ermöglicht. „Als Britin soll sie auch etwas für ihre Herkunft Typisches spielen“, so Skou-Larsen. So setzte er das Tongedicht „The Lark Ascending“ („Die emporschwebende Lerche“) des englischen Spätromantikers Ralph Vaughan Williams für Violine und Orchester aufs Programm.

So ein bisschen beruhigende Musik wie die von Vaughan Williams kann Skou-Larsen in der nächsten Saison wohl gut gebrauchen, denn eine zusätzliche Chefdirigenten-Stelle beim Georgischen Kammerorchester in Ingolstadt mit acht Abo-Konzerten wird seinen Zeitplan straffen. „Mit einer zweiten Verpflichtung verliert man schon ein bisschen Freiheit“, sagt er.

Gar nicht eingeschränkt fühle er sich dagegen durch die Geburt seines Sohnes Laurits vor sieben Wochen im baskischen Bayonne, wo seine Frau lebt und im Baskischen Nationalorchester spielt. „Das Baby bereichert mich stark, und so etwas ist nur positiv für die Musik.“

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