Wird der Limes Weltkulturerbe?

Antrag der Niederlande ist gestellt. Neuss war wichtiger Standort an der Grenze.

Neuss. Einen befestigten Limes mit Wall und Graben konnten sich die Römer am Niederrhein schenken. Der Rhein war die natürliche Grenze hin zu den germanischen Völkern auf der anderen Rheinseite, gesichert wurde sie mit Kastellen und Wachtürmen. So auch auf heutigem Neusser Gebiet. Dieser niedergermanische Limes vom heutigen Remagen bis zur Rheinmündung könnte nun Weltkulturerbe werden — wenn die Unesco einem Antrag der Niederlande folgt.

Dann wäre der Limes länderübergreifend ausgezeichnet. In Neuss gibt es mehrere Zeugnisse der römischen Grenz-Aktivitäten in Gnadental und Grimlinghausen. Nach den letzten Grabungen an der Kölner Straße/Dunantstraße konnte Michael Kaiser vom Amt für Bodendenkmalpflege erst vor kurzem belegen, dass die Römer noch früher als bislang bekannt ein Lager im heutigen Neuss errichteten: wahrscheinlich schon um 30. v. Chr.

Zu der Zeit richteten sich die Römer am Niederrhein „häuslich ein“, sagt Kaiser: Nach der kläglich gescheiterten Germanien-Offensive mit der Niederlage im Teutoburger Wald sollte die Grenze, der Rhein, möglichst dicht gesichert werden. Noch gab es die Angst vor Gegenoffensiven — die allerdings nie kamen. Im heutigen Gnadental entstanden die Lager, das größte, das gut befestigte so genannte Koenen-Lager, wurde bis zum Jahr 104 n.Chr. genutzt.

Danach reichten kleinere Lager, die nur noch mit Hilfstruppen belegt wurden, aus. Bis 380 n. Chr. sind diverse Lager belegt. Sichtbar ist davon nichts mehr. Etwa drei Kilometer vom Legionslager entfernt, auf dem Weg nach Durnomagus (Dormagen) standen im 1. Jahrhundert zwischen Römerstraße und Rhein ein Kastell und ein Wachturm. Eine Bürgerinitiative ließ 1984 eine Rekonstruktion errichten.

Neuss/Novaesium war ein früher und großer Standort römischer Truppen am Niederrhein. Von der militärischen Infrastruktur ist zwar von den Archäologen und Bodendenkmalpflegern vieles belegt und erforscht, doch gibt es keine Mauerreste, keine Kastelle, die jetzt noch davon zeugen.

Anders sei das natürlich in Süddeutschland, aber auch am Oberrhein, sagt Michael Kaiser. In Rheinland-Pfalz etwa ist der Obergermanische Limes seit Jahren Weltkulturerbe, viele Strecken der alten Grenzanlage können touristisch erkundet werden. Für den Niederrhein sieht Kaiser das Thema eher kritisch: „Man muss doch etwas zeigen können. Und Disneyland wollen wir ja wohl nicht.“

Uwe Steinkrüger, Sprecher des Amtes für Bodendenkmalpflege beim Landschaftsverband Rheinland, ist sicher, dass die Unesco dem Antrag der Niederländer zustimmt. „Die Entscheidung fällt 2017. Aber das wird bestimmt klappen“, sagt er.

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