Wo die Freiheit grenzenlos ist

Mit dem Gleitschirm hoch hinaus: Das Sky Team Neuss macht es möglich.

Rhein-Kreis Neuss. Heute soll er wahr werden: Der Traum vom Fliegen. Für die WZ teste ich das Sky Team Neuss. Theo Schürholz ist mein Tandem-Pilot. Gemeinsam werden wir über Neuss fliegen — wenn die Thermik es zulässt.

Die Windhose am Flug-Gelände unweit der Museumsinsel Hombroich flattert fröhlich vor sich hin, der Himmel ist wolkenlos. Perfekte Bedingungen also? „Nicht unbedingt“, sagt Schürholz. Rückenwind seien weder für den Start noch für die Landung von Vorteil.

Dennoch wollen wir es versuchen. „Wenn einer den Aufwind findet, dann Theo“, sagt einer der anderen Piloten und blickt zu Schürholz, der gerade seinen Gleitschirm ausbreitet. „Wichtig ist, dass wir alle Seile entwirren“, sagt er. Die „Seile“ sind nichts weiter als dünne Schnüre, an ihnen werden Theo und ich gleich hängen. Etwas Unbehagen kommt auf. Dann erklärt mir der 58-Jährige die verschiedenen Funktionen meines Gurtzeugs. Die Karabiner wirken wesentlich stabiler als die Schnüre des Gleitschirms. Währenddessen hat Flugleiter Peter Janke bereits die Seilwinde in Stellung bringen lassen, hält Funkkontakt mit der „Bodenstation“.

Mit 1200 Metern Seillänge ist das Schleppgelände das größte am Niederrhein. „Wenn ich gleich sage: Lauf, lauf, dann läufst du“, erklärt mir Theo bei der Trockenübung vor dem Start.

Das wird schon, denke ich mir. Da ahne ich noch nicht, dass ich gegen den sich aufstellenden Gleitschirm werde anlaufen müssen. Doch erst einmal passiert gar nichts — Windstille, keine Thermik. Nach ein paar Minuten flattert die Windhose aber wieder, los geht’s. „Lauf, lauf“, ruft Theo und ich laufe. Nach nur wenigen Schritten heben wir ab, nach zwei Minuten darf ich die Reißleine ziehen — wir fliegen tatsächlich.

Der Blick über Neuss bis nach Düsseldorf ist atemberaubend: Gelbe Getreidefelder wechseln sich mit grünen Wiesen ab, die Skihalle ist zu erkennen. Hoppla, ganz in der Nähe ist ja auch ein Golfplatz — spannend.

Doch wir bekommen keinen Aufwind, müssen nach sechs Minuten landen. Keine 700 Meter waren wir in der Luft. Egal, bei Start Nummer zwei soll alles besser werden. Und tatsächlich, Theo hat den Aufwind gefunden, wir steigen höher und höher hinauf — dorthin, wo die Freiheit bekanntlich grenzenlos ist.

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