Wo Radfahren gefährlich ist

Gutachter legen Entwurf für Radverkehrskonzept vor. Trotz vieler Verbesserungen gibt es immer noch Nachholbedarf.

Rhein-Kreis Neuss. Im Nahverkehrs- und Straßenbauausschusses des Kreises hat Gutachter Daniel Lesch vom Ingenieurbüro Brilon, Bondzio und Weiser aus Bochum den Sachstandsbericht zum Radverkehrskonzept vorgelegt, der jetzt mit den acht kreisangehörigen Kommunen abgestimmt werden muss. Noch befinde man sich im Entwurfsstadium, betont Lesch. Jedoch macht das Konzept schon jetzt deutlich, wo auf den Kreisstraßen für Radfahrer Gefahren lauern.

Das letzte Radverkehrskonzept stammt aus dem Jahr 2002, die seitdem vorgenommenen Maßnahmen sind dementsprechend in die Fortschreibung eingearbeitet. Ziel sei die Erstellung eines vollständigen Radwegenetzes wie auch die Festlegung von Prioritäten bei der Behebung von Schwachstellen, erklärt Lesch.

Dass in den vergangenen zehn Jahren Verbesserungen erzielt wurden, ist unstrittig. Das belegt allein schon die Unfallstatistik der Polizei. So gab es beispielsweise zwischen 1998 und 2000 noch sechs getötete Radfahrer bei Unfällen auf Kreisstraßen, von 2009 bis 2011 wurde nur noch ein Toter verzeichnet.

Auch die Unfallzahlen mit schwer verletzten Radlern sind rückläufig. Am Beispiel der K18/K36 in Dormagen zeigt das Gutachten auf, wie durch die Neuanlage eines Radweges die Unfallgefahr minimiert wurde. Zuvor gab es dort an zwei Stellen insgesamt zehn Unfälle, an denen Radfahrer beteiligt waren.

Doch es ist längst noch nicht alles Gold, was glänzt. Das zeigt die vom Ingenieurbüro ausgearbeitete Karte, auf der die Kreisstraßen mit Schulnoten bewertet wurden. Und da gibt es gleich zehn Abschnitte, die mit der Note fünf versehen wurden und die Verwaltung in Alarmbereitschaft versetzen sollten.

Bisweilen würden jedoch schon kleinere Maßnahmen — die Installation einer Ampel oder die intensive Pflege des Weges etwa — ausreichen, um künftig Gefahren auszuschließen, beruhigt Landrat Hans-Jürgen Petrauschke.

Der Radweg entlang mehrerer Schulen auf der Aurinstraße in Neuss zum Beispiel ist zwar gut ausgebaut, Zweige oder Grasbüschel, die sich aus dem Asphalt ihren Weg an die Oberfläche bahnen, stellen aber gefährliche Stolperfallen dar.

Am Grefrather Weg in Höhe der Deponie endet der Radweg plötzlich im Niemandsland. Kaum geeignet für Radler ist Hoisten, wo die geringe Fahrbahnbreite nur wenig Platz lässt.

Abgestimmt hat sich der Gutachter auch mit dem Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC). Der hat kürzlich wieder seinen alljährlichen Fahrradklimatest veröffentlicht. Neuss schneidet dabei als neunte von 42 getesteten Städten im Bereich 100 000 bis 200 000 Einwohner gar nicht einmal so schlecht ab.

Während Dormagen (46.) und Meerbusch (72.) bei den Städten unterhalb von 100 000 Einwohnern unter den 252 unter die Lupe genommen Städten vordere Mittelfeldplätze belegen, sieht es bei Grevenbroich und Kaarst nicht ganz so gut aus: Grevenbroich liegt auf Platz 127, Kaarst sogar nur auf Rang 153. Untersucht wurden unter anderem Stellenwert, Sicherheit, Komfort und Infrastruktur, aber auch Fragen wie „Spaß oder Stress?“.

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