Zoll entdeckt gefälschte Luxusartikel

Beamte stellen im Hafen 70 000 Plagiate sicher, der Verkaufswert liegt bei 4 Millionen Euro.

Neuss. Prada, Hermès, Gucci, Lacoste, Chanel — was sich liest wie ein Bummel über die Düsseldorfer Königsallee, ist Teil einer langen Zoll-Liste von gefälschten Markenartikeln. Beamten des Hauptzollamts in Krefeld ging Anfang der Woche bei einer Routinekontrolle eines mit einem See-Container beladenen Lkw im Neusser Hafen ein gewaltiger Fisch ins Netz: Laut Ulrich Schulze, Sprecher des Zollfahndungsamts Essen, ist es einer der größten Funde dieser Art.

Mehr als 70 000 Taschen, Schuhe und Accessoires wurden sichergestellt. Hätte es sich um Originale gehandelt, wären sie mindestens vier Millionen Euro wert. Laut Zollamt haben schon die Fälschungen einen Wert von 400 000 Euro.

„Ich bin schon 30 Jahre lang im Geschäft. So etwas habe ich noch nicht gesehen“, sagte Ulrich Schulze am Freitag bei der Präsentation der beschlagnahmten Waren. Drei Tage lang habe man gebraucht, um die gefälschten Luxusartikel aus Neuss in eine Speditionshalle nach Dülken zu transportieren. Haushoch türmen sich dort jetzt Kartons und Pakete mit vermeintlichen Burberry-Schuhen, Chanel-Tüchern und Louis Vuitton-Taschen. Auch die trendigen Ugg-Boots, gefütterte Stiefel, sind nachgemacht worden. Um das bei den Kontrollen zu verschleiern, war der gefälschte Markenname an der Ferse schlicht mit einem anderen Schild überklebt worden.

Nach der Entdeckung in Neuss übernahmen die Essener Fahnder die Ermittlungen, die Kölner Staatsanwaltschaft ordnete Durchsuchungen an. Es stellte sich heraus, dass die Lagerhalle einer Kölner Firma, an der der Lastwagen gestanden hatte, voller Kartons war, die ebenfalls Artikel mit dem Label teurer Marken enthielten.

Nach Auswertung der Frachtpapiere des Containers war klar, dass die Waren über Hamburg aus China ins Rheinland gekommen waren. Den Sitz der Anfang Juli gegründeten GmbH in Köln beschreibt Schulze so: „Ein Schreibtisch, ein Stuhl, ein Telefon.“

Die 34-jährige Geschäftsinhaberin und ihr Ehemann, Deutsche chinesicher Abstammung, haben sich bis jetzt nicht zum Tatvorwurf der Einfuhr und des Verkaufs gefälschter Markenware geäußert. Sie sind derzeit auf freiem Fuß. Offen ist auch, wie Taschen, Schals oder Schuhe zum Endkunden gelangen sollten. Die Ware wird nun vernichtet.

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