Ohne Knautschzone unterwegs

Polizei führte am Mittwoch eine Aktion zur Sicherheit von Motorradfahrern auf der L 390 durch.

Rhein-Kreis Neuss. Auch Autofahrer und sogar Linienbusfahrer wurden Mittwoch an der Landstraße 390 zwischen Kaarst und Korschenbroich von der Polizei angehalten. „An die Geschwindigkeitsbegrenzung hier müssen sich schließlich alle halten“, erklärt Diane Drawe. Grund der Aktion war jedoch eigentlich ein anderer. Motorradfahrer sollten darüber aufgeklärt werden, wie groß die Gefahr ist, dass sie sich bei einem Unfall schwer oder sogar tödlich verletzen können. „Denn Zweiradfahrer haben keine Knautschzone“, betont die Polizeisprecherin.

Ist sich die Mehrzahl dieses Risikos vielleicht noch bewusst, wird von Motorradfahrern doch meist unterschätzt, wie sehr überhöhte Geschwindigkeit zu einer schlechten Wahrnehmung durch Autofahrer führt. „Gerade, wenn Autofahrer abbiegen wollen, erkennen sie den Motorradfahrer nur als Punkt in der Ferne, schätzen dessen Tempo falsch ein und schon ist die Gefahr einer Kollision gegeben“, erklärt Gereon Hogenkamp. Ein Drittel der Unfälle, an denen Zweiradfahrer im ersten Halbjahr im Kreisgebiet beteiligt waren, sei auf genau solche Situationen zurückzuführen, so der Polizeihauptkommissar.

Ein Motorradfahrer, der sich zum Beispiel mit 100 Stundenkilometern einer Kreuzung nähere, sei drei Sekunden, bevor er diese erreicht hat, von einem anderen Verkehrsteilnehmer kaum wahrzunehmen. „Da kann man dem Autofahrer dann oft nicht einmal eine wirkliche Schuld zusprechen“, sagt Hogenkamp.

Dunkle Motorradkleidung verstärke das Gefahrenpotenzial zusätzlich. Aber: „Der Ratschlag, eine Sicherheitsweste zu tragen, wird womöglich noch beherzigt. Aber ein Helm in Signalfarbe, der ebenso ratsam wäre, ist so gut wie nicht vermittelbar“, weiß der Mitarbeiter des Verkehrsdienstes aus Erfahrung. Erschwerend hinzu komme auf Landstraßen der Wechsel zwischen hellen und dunklen Feldern im Blickfeld der Verkehrsteilnehmer, verursacht durch Straßenbelag und Bäume, der zu optischen Täuschungen in der Einschätzung führen könne. Hogenkamp: „Da sind schon ganze Autokolonnen drin verschwunden.“

Hoffnung mache der Polizei die Einsicht der Motorradfahrer, wenn man ihnen derartige Szenarien erst einmal vor Augen führen würde — notfalls auch knallhart mit Bildern von Unfallorten. „Wir waren schon bei Motorradmessen oder Saisoneröffnungen mit der Mobilen Wache. Viele Zweiradfahrer sind sich derartiger Gefahren einfach nicht bewusst, lassen sich aber durchaus sensibilisieren“, erläutert Diane Drawe. So war es auch am Mittwoch, als die angehaltenen Motorradfahrer bis zum frühen Nachmittag — keiner von ihnen war im Gegensatz zu Autofahrern übrigens zu schnell unterwegs — freiwillig und aufmerksam den Informationen der Polizisten lauschten.

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