Schloss Dyck: Ein neues Fundament für den Stallhof

Die Arbeiten laufen auf Hochtouren: Die schwimmende Baustelle ist eingerichtet.

Rhein-Kreis Neuss. So ganz unrecht hat Bernd Simon nicht, wenn er die beiden Männer, die das Floß mit einem Holzbalken im Wasser lenken, scherzhaft mit Gondolieri vergleicht. Der wesentliche Unterschied: Sie dirigieren keine venezianischen Gondeln durch die Kanäle, sondern einen Ponton durch den Wassergraben auf Schloss Dyck.

Am Westflügel des Stallhofs wurde mit Beginn der Woche eine schwimmende Baustelle eingerichtet. Die Renovierung ist eine von diversen Sanierungsmaßnahmen, die seit 2000 in Angriff genommen und mit insgesamt 27,2 Millionen Euro von Bund, Land und Kreis finanziert wurden. Während im Inneren des Stallhofs Holzbalkendecken, Bodenplatte und Dachstuhl bereits fertiggestellt wurden, stehen Architekt Bernd Simon und seine Projektgruppe an den Außenmauern vor einer weiteren Herausforderung: Weil der Baugrund infolge von Setzungen nicht länger tragfähig ist, droht der Stallhof immer weiter abzurutschen. Bereits vor zwei Jahren wurde im Rahmen von Voruntersuchungen eine Verschlechterung der Bodenverhältnisse festgestellt. Um die Standsicherheit des Gebäudes weiterhin zu gewährleisten, braucht der Stallhof ein neues Fundament.

Das Problem: Wegen der engen Torbögen und der historischen Brücken, die das Gewicht des Baggers nicht halten können, war ein Transport der acht Tonnen schweren Baumaschine über Land nicht möglich. „Wir haben uns dann für Pontons entschieden. Der große Träger kann bis zu 15 Tonnen transportieren, der kleinere dient als Arbeitsschute, um das Material be- und entladen zu können“, erklärt Bernd Simon. Von der Wiese vor dem Schlossgelände aus werden die Pontons zu Wasser gelassen, Stahlplatten dienen dabei als Rampe. Für die neuen Fundamente werden bis zu 125 Kubikmeter spezielles Füllmaterial verwendet. „Das wird ziemlich schnell trocken und das Gebäude sackt nicht weiter nach“, erläutert der Fachmann. Neun Stunden täglich arbeitet er mit Michael Baumeister, Leiter des Amtes für Gebäudewirtschaft des Kreises, Bauzeichner Frank Klengel und Frank Karst, der mit technischem Knowhow zur Seite steht, an der Befestigung.

Vier Meter hohe, wasserdichte Stahlspundwände trennen Wasser und Land. Auf diese Weise können in der trockengelegten Baugrube die Fundamente rund um den Westflügel des Stallhofs angebracht werden. Für einen reibungslosen Einsatz der Pontons wurde der Wasserstand der Gräften um 15 Zentimeter angehoben. Die von der sechsköpfigen Projektgruppe geplanten Standsicherheitsmaßnahmen sollen in acht Wochen beendet sein, die Komplettsanierung des Stallhofs wird spätestens im Juni 2012 abgeschlossen.

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