Kaarst: Fußpflege aus Männerhand

Podologie: Hejo Schut beherrscht den Umgang mit Nagellack wie den Kampf gegen Warzen. Als gelernter Speditions-Kaufmann nutzte er vor einigen Jahren den Erziehungsurlaub, um sich zum Podologen weiterzubilden.

Kaarst. Golden, rosé oder doch lieber Pretty Pink? Wenn Frauen über die Farbe des richtigen Nagellacks nachdenken, suchen die meisten Männer in aller Regel schnell das Weite. Für den Podologen Hejo Schut gehört so eine Frage zum Alltag. Fußpflege umfasst eben nicht nur medizinische, sondern auch kosmetische Bereiche.

Und so greift Hejo Schut eben zu dem kleinen Glasfläschchen und pinselt sorgsam Zehennagel für Zehennagel an. "In der Hauptsache ist es aber eher der medizinische Aspekt, der bei meiner Arbeit im Vordergrund steht", sagt der 54-Jährige Kaarster.

Als gelernter Speditions-Kaufmann nutzte er vor einigen Jahren den Erziehungsurlaub, um sich zum Podologen weiterzubilden. "Eigentliche eine spontane Idee, ohne große Pläne", erinnert er sich. Nur ein weiterer Mann besuchte mit ihm den Kurs, ansonsten saßen dort Frauen.

Abschrecken ließ sich Hejo Schut davon nicht. Im Gegenteil: Im Kosmetikstudio seiner Frau richtete er sich einen eigenen Raum ein.

"Anfangs wurden unter den Kunden ganz kontroverse Diskussionen geführt, ob ich als Mann das auch richtig machen würde", erinnert sich Schut an die Anfänge. Er überzeugte, vielleicht auch, "weil man als Mann feinfühliger ist".

In jedem Fall ist die Zahl der männlichen Kunden in seiner Praxis mit 40 Prozent verhältnismäßig hoch. "Vermutlich ist die Hemmschwelle geringer, wenn da dem Mann ein Mann gegenüber sitzt", vermutet der Familienvater. Meist seien es die Frauen, die ihren Mann davon überzeugen, zur Fußpflege zu gehen. "Bei Diabetikern kann das als ganz normale Leistung über die Krankenkasse abgerechnet werden", weiß Schut.

Auch andere medizinische Maßnahmen, wie die Behandlung von Warzen, Hühneraugen und Nagelprothesen gehören zu seinen Aufgaben. "Es ist ein ganz normaler medizinischer Beruf", sagt Schut über seine Arbeit. Dass er als Mann eine Ausnahme als medizinischer Fußpfleger bildet, stört ihn wenig - die vielen Kunden geben ihm Recht.

Mit Mundschutz und Gummihandschuhen widmet Hejo Schut sich den Füßen seiner Kunden, die auf einer Art Zahnarztstuhl Platz nehmen. Auch die Geräte erinnern mit ihren Schleif- und Fräsaufsätzen und den damit verbundenen Geräuschen eher an einen Dentisten. Statt einer dicken Backe gibt es bei Hejo Schut nach überstandener Behandlung aber eine Fußmassage - das kann er als Podologe besonders gut.

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