Basketball: Turbulente Wochen beim OTV

Der Regionalligist steigt am Samstag mit einer erzwungenermaßen runderneuerten Mannschaft in die Saison ein.

Osterath. Alles neu beim Osterather TV: Der Regionalligist hat nach dem souveränen Klassenerhalt in der vergangenen Saison vor dem Start in die zweite Drittliga-Spielzeit ein vollkommen neues Gesicht und setzt dabei vor allem auf den Nachwuchs. Doch der Reihe nach.

Thorsten Watzek übernahm Mitte der vergangenen Saison das Traineramt von Christoph Grathes. Der Basketball-Abteilungsleiter des Vereins wollte aus privaten Gründen kürzer treten. Jedoch stimmte die Chemie zwischen Watzek und der Mannschaft offenbar nicht - man votierte intern gegen den Coach.

Der packte ganz schnell seine Sachen und entschwand inklusive Centerin Tina Gaschin nach Garath, obwohl er eigentlich auch für die männliche U18 und die erste Herren des OTV zuständig war. "Reisende soll man nicht aufhalten", nimmt Grathes dessen Abschied gelassen.

Ein neuer Coach war mit Matthias Gierth, der zuvor bereits einmal die dritte Damen in der Bezirksliga betreut hatte, schnell gefunden. Die Mannschaft nahm den ehemaligen Zweitliga-Basketballer der Grevenbroich Elephants mit offenen Armen auf. "Wenn die Spielerinnen das so wollen, warum hätte man sich dagegen aussprechen sollen", blickt Grathes zurück.

Aber schnell muss Gierth klar gewesen sein, dass die Spielerdecke in Osterath doch recht dünn war. Über Kontakte in der weiblichen Basketball-Szene verfügte er aber nicht, Neuzugänge blieben dementsprechend aus.

Vier Wochen später platzte dann die Bombe: Gierth überredete die Stammspielerinnen Natascha Müsch, Blanka Gey und Andrea Gather sowie Uli Pauloweit und Nathalie Wegener, mit ihm zur TG Neuss zu wechseln. Dort hätte man die besseren Perspektiven.

Gierth wurde dann auch in der Tat in der Öffentlichkeit von der TG zum Nachfolger von Manfred Schwarz ernannt, der dort nach 15-jähriger Trainertätigkeit seinerseits einer internen Revolte der Regionalliga-Mannschaft zum Opfer fiel.

Grathes war wie vor den Kopf gestoßen, als er davon erfuhr. Auch wenn Gierth die Sachlage später gänzlich anders darstellte, steht für Grathes fest: "Gierth hat dem Verein extrem geschadet. Ich kann aber auch die Spielerinnen nicht verstehen und bin sehr enttäuscht von deren Verhalten."

Wie sollte es nun weitergehen? "Es stand lange auf de Kippe, ob wir überhaupt eine Regionalliga-Mannschaft zusammenbekommen. Naheliegend war es natürlich, Spielerinnen der zweiten Mannschaft hochzuziehen und mit dem Rest der verbliebenen ersten Mannschaft zu verschmelzen.

Wir haben dann relativ schnell den Gedanken verworfen, zwei Mannschaften zu melden und vor zwei Wochen das Oberligateam vom Spielbetrieb zurückgezogen. Dafür hätte der Kader nicht ausgereicht", so Grathes.

Zum Trainer des Regionalligisten avancierte Benjamin Simon, bisher Coach der Zweiten und mit der in drei Jahren zweimal aufgestiegen. Und trotz aller Widrigkeiten hat Grathes beobachtet, "dass seit dem erzwungenen Neuanfang ein Ruck durch die Mannschaft geht".

Inzwischen kann der OTV auch ein paar Neuzugänge vermelden: Aufbauspielerin Simona Schmitz kehrt nach Osterath zurück, Hannah Kohlmeier kommt vom VfR Büttgen, die lange verletzte Judith Berns von Schwarz-Weiß Essen, das sein Team vom Ligabetrieb zurückgezogen hat.

Und einen richtigen "Knaller" hat Grathes auch noch an der Angel: Die Amerikanerin Stacie Roshon, deren Freigabe noch aussteht, "ist einfach irre gut", so die Einschätzung des Abteilungsleiters.

Dennoch weiß der neue Coach Benjamin Simon, "dass es für uns in dieser Saison ausschließlich um den Klassenerhalt geht. Und das wird ein hartes Stück Arbeit. Ich bin jedoch überzeugt, dass es vier oder fünf Teams gibt, die wir schlagen können". Bis auf drei Routiniers sind alle Spielerinnen zwischen 17 und 20 Jahren alt.

Da die Essener, gegen die Osterath am vergangenen Wochenende das erste Saisonspiel hätte bestreiten müssen, als erster Absteiger feststehen, muss nur ein Team runter in die Oberliga. "Das können wir schaffen", baut Simon vor allem auf das nun intakte Mannschaftsgefüge.

Der OTV feiert seine Saisonpremiere am Samstag - und zwar ausgerechnet bei der TG Neuss. "Ich habe den Mädchen schon gesagt: Der Ausgang dieses Spiels ist so was von egal, wir müssen sicherlich andere schlagen", sagt Simon. Zumal Top-Favorit Neuss sein Auftaktspiel gegen Opladen verloren hat. Und nun gehörig unter Druck steht.

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