Stabhochsprung: Otto, der tragische Held

Trotz des Sieges bei der WM-Ausscheidung fährt Karsten Dilla zur WM nach Daegu.

Dormagen. Dass einer der beiden Dormagener Stabhochspringer Björn Otto oder Karsten Dilla am Ende der tragische Held sein würde, war schon vor dem ultimativen Wettkampf am Samstag in Mannheim klar. Letztlich traf es Björn Otto, der sich trotz seines Sieges mit der WM-Normhöhe von 5,72 Metern die Weltmeisterschaft von zu Hause aus anschauen muss. Stattdessen darf der 22-jährige Karsten Dilla in der kommenden Woche zur WM nach Daegu (Südkorea) fahren.

Der Zweikampf der beiden Dormagener in Mannheim hätte zur bester Bundesligazeit (Beginn um 15.30 Uhr) nicht spannender verlaufen können. Die vielen Zuschauer verfolgten ab der Höhe von 5,52 Meter den Wettkampf, der zu diesem Zeitpunkt bereits zu einem Duell geworden war, mit großer Anteilnahme.

Ganz cool präsentierte sich der 33-jährige Diplom-Biologe Björn Otto, der mit seiner ganzen Erfahrung das Geschehen diktierte. Die Anfangshöhe von 5,42 Meter nahm er wie Dilla auf Anhieb. Dann geriet er bei 5,62 Meter jedoch in Rückstand, da Dilla diese Höhe im ersten Versuch schaffte, Otto dagegen erst im dritten. Bei der WM-Normhöhe von 5,72 Meter war Otto schließlich wieder der „König der Lüfte“, so leicht wie fehlerlos überflog er die Latte. Dilla brauchte den zweiten Versuch.

Dann nahmen beide die Höhe von 5,77 Meter in Angriff, jedoch ohne Erfolg. Hätte Otto auch diese Höhe Otto geschafft, wäre er als dritter Deutscher statt Dilla für die WM in Daegu nominiert worden. Die Nominierungskriterien waren ohnehin sehr unglücklich. Die Verantwortlichen beim Deutschen Leichtathletik-Verband hatten vor drei Wochen den Fehler gemacht, neben Meister Malte Mohr (München) den bei der Deutschen Meisterschaft nur fünftplatzierten Raphael Holzdeppe (Zweibrücken) für die WM aufzustellen.

Holzdeppe hatte zwar bei der Junioren-DM in Bremen die 5,72 Meter als U23-Meister geschafft, platzierte sich im Anschluss jedoch stets hinter dem Dormagener Duo — nicht nur bei der DM in Kassel sowie vorgestern in Mannheim.

Otto bleibt ohnehin der tragische Held: Wäre ihm nicht die Höhe von 5,80 Meter in Landau (fünftbeste Leistung in der Welt in diesem Jahr) wieder aberkannt worden (die WZ berichtete), weil sich der Veranstalter Regelverstöße geleistet hatte, wäre Otto die klare Nummer eins gewesen. Doch Dilla hatte mit seinem Sprung über die 5,72 Meter am Samstag zum zweiten Mal die WM-Norm geschafft — und fährt nun zur WM nach Daegu.

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