Wirtschaft: 12er-Abiturienten drängt es nicht auf den Arbeitsmarkt

Arbeitslosenquote sinkt geringer als saisonal bedingt üblich. Weniger Bewerber für Ausbildungsplätze als erwartet.

Rhein-Kreis Neuss. Die neuen Arbeitslosenzahlen für den Rhein-Kreis Neuss weichen nicht vom Bundestrend ab. Zwar sank die Arbeitslosenquote um 0,1 Prozentpunkte auf 6,4 Prozent, doch der Aufschwung auf dem Arbeitsmarkt bleibt damit hinter den Erwartungen zurück.

Grund dafür sind die anhaltend niedrigen Temperaturen. „Es gibt einfach Außenarbeiten, die immer noch nicht durchgeführt werden können. Deshalb fällt der Aufschwung in diesem Jahr etwas geringer aus als üblich“, erklärt Angela Schoofs von der Agentur für Arbeit.

Auch eine andere Besonderheit dieses Jahres macht sich noch nicht in den Zahlen zur Arbeitsmarktsituation bemerkbar: der doppelte Abiturjahrgang. Die Zahl der Bewerber für Ausbildungsstellen ist nur um 81 auf 2254 gestiegen. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr — damals wurde erstmals die Wehrpflicht für männliche Abiturienten ausgesetzt — sind zum selben Zeitpunkt 424 Bewerber hinzugekommen.

„Natürlich lässt sich das nicht aus den Zahlen ablesen, aber ich habe das Gefühl, dass die 12er-Abiturienten sich Zeit lassen“, sagt Wendeline Gilles. Während die vom Wehrdienst verschonten Abiturienten die Chance gesehen hätten, ein Jahr aufzuholen, würden das verkürzte Abitur eher dazu führen, dass die Abgänger das Gefühl von „ein Jahr länger Zeit“ hätten. „Auch die Eltern üben wenig Druck aus, weil die Abiturienten teilweise erst 17 Jahre alt sind. Deshalb ist soziales Jahr oder ein Auslandsaufenthalt vor einem Studium oder einer Ausbildung durchaus üblich“, sagt Gilles.

Vielleicht ist es großes Glück, dass nicht alle 12er-Abiturienten auf den Arbeitsmarkt drängen, denn auch die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen ist im Rhein-Kreis Neuss rückläufig.

Angela Schoofs führt das — neben dem langen Winter — auch auf den doppelten Abiturjahrgang zurück: „Einige Abiturienten des älteren Jahrgangs haben sich unter Druck gefühlt und selbstständig sehr früh für begehrte Ausbildungsplätze mit dualem Studium beworben. Diese Plätze sind uns nie gemeldet worden.“

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