Briefe von der Front: „Ich habe schon die Nase voll“

Susanne Brüninghaus hat Briefe ihres Opas Hans veröffentlicht, die er im Zweiten Weltkrieg nach Sprockhövel sandte.

Briefe von der Front: „Ich habe schon die Nase voll“
Foto: Gerhard Bartsch

Sprockhövel. Es ist eine Geschichtsstunde der ganz besonderen Art: Auf Einladung des Heimat-und Geschichtsvereins Sprockhövel liest Susanne Brüninghaus in der Heimatstube aus ihrem Buch. Die Geschichte ihrer Familie unter dem Titel „Briefe von Hans — die Briefe meines Großvaters“.

„Die Briefe fanden wir im Jahr 2008 im Haus meiner verstorbenen Tante. Ich war von Anfang an sehr interessiert an den Schriften, doch hatte Schwierigkeiten, die altdeutsche Schrift zu entziffern“, erzählt die 46-Jährige, die in Ratingen aufgewachsen ist. Ihr Vater machte sich dann die Mühe und übersetzte Brief für Brief.

„Die Idee, aus den Briefen ein Buch zu machen, entstand daraus, dass meine Mutter ihren 70. Geburtstag hatte und ich ihr ihren Vater, den sie nie kennenlernte, etwas näher bringen wollte“, sagt Brüninghaus.

Großvater Hans kam aus Niedersprockhövel und wurde im März 1942 in den Krieg berufen. Seine erste Zeit verbrachte er in Frankreich, wo es ihm relativ gut ging. Die kleinen Häuschen mit Garten dort, erinnerten ihn an seine Heimat im südlichen Ruhrgebiet. Im November 1942 kam Hans Brüninghaus noch einmal auf Heimatbesuch nach Sprockhövel: „In der Zeit muss wohl meine Mutter gezeugt worden sein, wenn man etwas nachrechnet“, erklärt Susanne Brüninghaus lachend.

Die Umstände änderten sich für den in den Krieg eingezogenen Sprockhöveler allerdings dramatisch, als er mit seiner Kompanie nach Russland musste: „Ich habe schon jetzt die Nase voll — so habe ich es mir bestimmt nicht vorgestellt. Und doch muss ich mich wundern, was man alles aushalten kann“, schrieb Hans in einem Brief an seine Eltern im März 1943.

Im Sommer kamen die letzten Zeilen von Hans aus Russland, in denen er seine große Hoffnung bekundete, bald auf Heimaturlaub kommen zu dürfen. Nur zwei Tage später wurde er allerdings so schwer verwundet, dass er acht Tage später starb und nie mehr in sein geliebtes Sprockhövel zurückkehren konnte. Erinnerungen, die bei den Zuhörern der Lesung vieles wachrufen. Der Abend wird zu einer Gesprächsrunde mit Anekdoten und Geschichten über Eltern und Großeltern.

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