Ein Leben mit 30 Bienenvölkern

Imker nach Feierabend: Die WZ begleitete Jürgen Brinkmann zu seinen Bienen.

Ein Leben mit 30 Bienenvölkern
Foto: Stefan Fries

Niedersprockhövel. Wenn man ganz still im Garten der Brinkmanns in Niedersprockhövel steht, hört man das Summen der Bienen. Mal schwillt es an, mal ebbt es ab, aber immer liegt dieser Grundton in der Luft. Fast wie Meeresrauschen. Guckt man in den blauen Himmel, sind richtige Einflugstraßen zu sehen. 30 Bienenvölker hat Jürgen Brinkmann am Haus. 50 weitere fliegen im Wodantal, bei der Gemüsescheune, in Hattingen.

Jürgen Brinkmann ist Imker im Nebenerwerb. Das macht eine Menge Arbeit. Zwei bis drei Stunden am Tag kümmert sich Brinkmann um seine Bienen, bis die letzte Honigernte des Jahres eingefahren ist. Im Hauptberuf ist er Schreiner, Imker nach Feierabend. „Das beruhigt“, sagt Jürgen Brinkmann. „Man kann da nicht mit Hektik rangehen. Und ich mag die Arbeit mit der Natur.“

Im Winter fertigt Schreiner Brinkmann neue Holzrahmen für die Waben. In der Schleuderkammer tropft der letzte Honig der Sommertracht aus der Schleuder. Hier fassen seine Frau Beate und die Söhne Marius und Jannick mit an. 1,6 Tonnen Honig hat er in diesem Jahr insgesamt gewonnen. Brinkmann: „Sonst ist es ungefähr doppelt soviel. Aber dieses Jahr hat es früher angefangen zu blühen, und alles auf einmal. Dann wurde das Wetter schlecht.“

Der Honig lagert in kleinen Kunststofftonnen, später wird er in Gläser abgefüllt, etikettiert und mit den entsprechenden Stempeln versehen, zum Beispiel Raps oder Frühtracht. Brinkmann-Honig bekommt man in Hofläden oder direkt auf dem ehemaligen Hof an der Hölter Straße. Brinkmanns Eltern übernehmen tagsüber die Kunden. Die sind entweder über Mundpropaganda gekommen oder haben das Schild an der Hofeinfahrt gesehen. Brinkmann: „Wir sind hier ein Ausflugs- und Wandergebiet.“

Den Bezug zur Natur hatte er von Kind an: Der Vater hatte Milchkühe gehalten. Mit Bienen kam er über seinen Onkel in Berührung. Als Jugendlicher hat er beim Imkern geholfen, auch ein eigenes Volk gehabt. Als sein Onkel sich später nicht mehr um die Bienen kümmern konnte, übernahm er die letzten drei Völker.

Um 2000 kam er zum Imkerverein Sprockhövel: „Wegen der Varoamilbe und zum Erfahrungsaustausch.“ Die Milbe macht ihm heute keine Sorgen mehr. „Das kann man in den Griff bekommen.“ Gestochen wird Brinkmann immer wieder mal. „Aber das spüre ich gar nicht mehr.“

Langsam senkt sich der Abend über den Garten. Ein Garten, der ganz auf die Bienen ausgerichtet ist: Hoch wächst der Klee, Obstbäume stehen dort, Apfel und Kirsche, Hagebutte. Immer noch summen die Bienen. Marius Brinkmann: „Ein beruhigendes Geräusch.“

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