Gewerkschaft: IG Metall lässt für die Bildung baggern

Die WZ war auf der größten Baustelle Sprockhövels: der Neubau der IG-Metall Bildungsstätte an der Otto-Brenner-Straße.

Sprockhövel. Wenn es um den Unfallschutz geht, ist mit Gerhard Seiß nichtzu spaßen. "Wo ist Ihr Helm?", fragt der Architekt. Er arbeitet bei derEssener Firma Zechbau - und ist Bauleiter auf der derzeit größtenBaustelle Sprockhövels: der Neubau der IG Metall Bildungsstätte.

Die ländliche Idylle stört das Knattern eines Presslufthammers, unddie lauten Hammerschläge. Gleich zwei Krane hieven tonnenschwereBetonplatten in schwindelerregende Höhe - über die Köpfe der rund 30Bauarbeiter - die alle, na klar, einen blauen Helm tragen.

So gibt Seiß eine lose Zahlenfolge in sein Mobiltelefon ein, hält den Hörer ans Ohr und spricht: "Stephan, bring’ bitte mal einen Helm mit.Die Presse ist da." Die WZ schaut an diesem Morgen auf der Großbaustelle im Stadtteil Niedersprockhövel vorbei - an der Straße, die nach OttoBrenner benannt ist, einem Gewerkschafter, der Mitte der ’50er Jahre den Vorsitz der Arbeiternehmervertretung inne hatte.

Spätestens im kommenden Jahr wird die IG Metall in Sprockhövel, wasdie Bildungsstätte angeht, in der Moderne angekommen sein. Wenn derRohbau schon jetzt fast vollendet ist, soll der komplette Neubau in derzweite Jahreshälfte fertig sein. Dafür wird eifrig geplant, gehämmertund gebaggert. Auf der Baustelle lädt gerade ein Lkw-Fahrer aus Duisburg mit einem Minikran mit Folie verpackte Dachpappe von seinem Wagen ab.Währenddessen macht ein Kran einen Schwenk nach rechts - dorthin, wo innaher Zukunft Gäste im neuen Hotel einchecken werden. "Die Bauarbeitergießen derzeit die letzte Etage", sagt Bauingenieur Peter Wigger. Notwendig dafür seien die Beton-Verschalungen, die der Kran hochhievt.

Bauleiter Seiß wacht im Baucontainer über die Großbaustelle von knapp 16500 Quadratmetern. An der Wand hängen Pläne - unterteilt inverschiedene Bereiche: Hotel- und Tagungstrakt sind streng voneinandergetrennt. Neben 130 modernen Hotelzimmer entstehen mehrere Seminarräume, die mittels Trennwände für eine kleine wie große Zahl an Teilnehmernunterteilt werden kann.

Nach offiziellen Angaben der IG Metall wird der Neubau insgesamt rund 20 Millionen Euro kosten. Umweltfreundlich werde gebaut: Wärmedämmung,Doppelverglasung und eine Erdwärme-Anlage sollen Energie sparen.

"Die Sanierung wäre fast genau so teuer gewesen; den Neubau könnenwir an Standards anpassen und sparen 80 Prozent Energiekosten", sagte Bertin Eichler, Hauptkassierer der IG Metall während der Grundsteinlegung, bei der auch Bundesvorsitzender Berthold Huber zu Gast war.

Das war im Dezember vergangenen Jahres, als die Bauarbeiter ans Werkgingen - aber der strenge Winter zwang sie zu einer mehrmonatigen Pause. So rückte der Zeitplan wenige Monate nach hinten. Nun wird in wenigenWochen mit dem Innenausbau begonnen, für den die Zahl der Arbeiter nochwachsen. Etwa 100 Mitarbeiter verschiedener Firmen werden beauftragt.

Eine Bowlingbahn, ein Wellnessbereich mit Dampfsauna und Massagebanksowie ein Fitnessraum, Volleyballfeld und Kinderspielplatz sollen füreinen hohen Freizeitwert für die Gäste sorgen, ebenso wie das Restaurant mit großzügiger Außenterrasse und Bar auf der ersten Etage. Und auchdie moderne Ausstattung der größeren Zimmer (20 Quadratmeter) haben, wie das Modellzimmer erahnen lässt, einen Wohlfühlfaktor.

In puncto Optik macht die Fassade viel her: Nach bisherigen Planungen wird sie mit grünem Naturstein verkleidet - kombiniert mit beigem Putz; vergessen scheint die angestaubte Architektur der 70er Jahre mitmoosgrünem Teppich, niedrigen Decken und Waschbeton-Fassade.

Und so baggern die Bauarbeiter weiter für die Bildung der IG Metall.Polierer Stephan Machhein winkt einem seiner Kollegen, der auf demGerüst steht, zu. Er ist um die 60 Jahre alt - und war tatsächlich schon beim Altbau Anfang der 70er Jahre im Einsatz. Jetzt gießt er wiederBeton - und auf dem Kopf trägt er einen blauen Helm.

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