Junger Ahorn ersetzt die alte Kastanie an der Wittener Straße

Der wohl mehr als 200 Jahre alte Baum musste gefällt werden — Nachbarn engagieren sich jetzt für neues Grün.

Junger Ahorn ersetzt die alte Kastanie an der Wittener Straße
Foto: Stefan Fries

Haßlinghausen. Wenn Marianne Bleichert von ihrer Kastanie spricht, dann klingt eine beachtliche Portion Wehmut mit. Nachdem der große Baum an der Wittener Straße im vergangenen Herbst gefällt werden musste, bleiben ihr nur ihre Erinnerungen und ein Ringbuch mit zahlreichen Fotos und Zeitungsausschnitten. „Als meine Vorfahren im Jahr 1818 den Bauernhof hier in Haßlinghausen übernahmen, da stand der Baum schon da”, erzählt Marianne Bleichert (geb. Hülsbruch) aus der überlieferten Geschichte ihrer Familie.

Inzwischen wohnt sie in einem neu gebauten Haus nebenan. Der alte Hof, vor dem die Kastanie stand, wurde nach Aufgabe der Landwirtschaft zu einem Wohnhaus umgebaut. Sie selbst erinnert sich noch daran, dass in den 1980er Jahren schon mal mit der gesamten Nachbarschaft unter dem Baum gefeiert wurde. Im Krieg haben sich gelegentlich Soldaten unter der großen Krone des Baumes versteckt. „Und immer sind im Herbst Kinder gekommen, die die vielen Kastanien zum Füttern der Tiere gesammelt haben”, sagt Marianne Bleichert.

Wie alt der Baum genau geworden ist, ließ sich nicht mehr ermitteln. Der Stamm war bereits so geschädigt, dass die Jahresringe nicht mehr gezählt werden konnten. Schon im Jahr 2012 hatten die Nachbarn beobachtet, dass einzelne Äste in der Krone welk und trocken wurden. 2013 fielen die Blätter früh herunter. „Ich wollte es erst nicht einsehen, dass der Baum gefällt werden muss”, erinnert sich Bleichert. Erst als drei Gutachter unabhängig voneinander das Todesurteil gesprochen hatten, willigte sie in die Fällung ein.

„Der Baum war an der Straße für viele ein Blickpunkt, und unser Sohn Tobias ist unter der Kastanie aufgewachsen”, sagt Nachbar Wolfgang Stock. Auch er besitzt ein dickes Ringbuch voll mit Fotos und anderen Andenken an den besonderen Baum bis hin zu getrockneten Blättern. Um die Lücke zu füllen, hat Marianne Bleichert in Absprache mit ihren Nachbarn direkt neben dem Standort der Kastanie jetzt einen jungen Baum pflanzen lassen.

Der Bergahorn ist schon etwa acht Meter hoch. „Man muss den neuen Baum ja auch sehen können”, begründet Marianne Bleichert ihre Entscheidung, einen schon etwas größeren Baum ausgewählt zu haben, dessen Pflanzung sie sich immerhin mehr als 2000 Euro hat kosten lassen. „Ich bin jetzt glücklich, dass der neue wieder wächst”, sagt sie. Und damit ist sie nicht alleine. „Ich wurde schon von vielen Haßlinghauser angesprochen, die sich auch freuen”, berichtet sie.

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