Kaninchenzüchter wünschen sich mehr jungen Nachwuchs

Züchter von Rassekaninchen trafen sich in der Begegnungsstätte Niederstüter.

Niederstüter. Kaninchenzucht als Hobby? Das ist heutzutage wohl eher ungewöhnlich. Besonders für die meisten jungen Leute. Aber warum eigentlich? Kleine Kaninchen mit weichem, flauschigen Fell lassen doch so manches Herz höher schlagen. In der Bürgerbegegnungsstätte Niederstüter geht der Rassekaninchenzuchtverein W 541 Stüter dieser Vorliebe nach. Kaninchenzüchter treffen sich hier, um Tipps und Tricks auszutauschen oder ihre Tiere zu präsentieren.

So auch am vergangenen Wochenende. Als Veranstalter der 35. Kreisrammlerschau stellten die Vereinsmitglieder gemeinsam mit Züchterkollegen aus den drei Kreisgruppen Ennepetal-Ost, -Süd und -West ihre schönsten Kaninchen aus und ließen ihre besten Tiere von ausgebildeten Preisrichtern bewerteten.

Bei aller Qualität herrscht aber doch ein großer Mangel — weniger bei den Tieren, als bei den Menschen. Der Verein klagt über fehlende Jungzüchter. „Das Durchschnittsalter beträgt über 60 Jahre, wir haben zu wenig Mitglieder im mittleren und jungen Alter,“ sagt Jürgen Vogelbruch, der Vorsitzende des Vereins.

Von außerhalb zeigen eher weniger das Interesse an der Kaninchenzucht. „Unser Vereinsnachwuchs sind meistens die Kinder unserer Züchter,“ erklärt Vogelbruch.

Auch er ist auf diesem Weg zum leidenschaftlichen Züchter geworden. „Als ich sechs Jahre alt war, schenkte mir mein Opa zwei Weiße Riesen aus seiner Zucht. Also fing ich an, mit den beiden auf Schauen zu gehen und weiter zu züchten“, erzählt Jürgen Vogelbruch. Er teilt seine Vorliebe auch heute noch mit der ganzen Familie. Die Söhne züchten schon ihre eigenen Rassen.

So laufen bei Familie Vogelbruch drei verschiedene Kaninchenrassen durch den Stall: Kleinchinchilla, Zwergwidder mit Schlappohren und kleine Farbenzwerge. „Die Arbeit muss aufgeteilt werden. Da ich noch berufstätig bin, hilft mir meine Frau“, sagt Vogelbruch, der von seinen Tieren immer noch fasziniert ist.

„Jetzt gerade hat meine Häsin sieben Junge geworfen. Der Moment, wo die Kleinen aus dem Nest krabbeln und sich entwickeln, das lässt mich an meiner Vorliebe festhalten.“

Die neueste Mode in der Kaninchenzucht sind die kleinen Rassen. Früher wurden Kaninchen von vier bis fünf Kilo gezüchtet. „Die kleinen Rassen sind besser zu händeln und machen weniger Arbeit,“ erklärt Vogelbruch. Der Verein ist wie eine große Familie für die Züchter.

So hilft Günter Gumpmann auch heute bei der Schau mit, obwohl er wegen seines Alters die Kaninchenzucht aufgegeben hat. „45 Jahre habe ich gezüchtet. Die meiste Zeit Russen. Die haben eine schwarze Nase, Ohren, Füße und auch der Schwanz ist schwarz“, sagt er.

Der ganz besondere Stolz des Vereins ist der Vereinsneuling. Seit zwei Jahren ist Evelyn Sakowski (26) aktive Kaninchenzüchterin. Aus Liebe zum Tier hat sie sich dazu entschlossen, professionell und normgerecht zu züchten.

„Als kleines Kind haben mir meine Eltern zwei Kaninchen geschenkt, aus denen schnell eine ganze Kaninchenfamilie wurde. Als ich zuhause ausgezogen bin, wollte ich nochmal einen Kaninchen-Wurf aufziehen. Jetzt züchte ich sogar.“

Ihr Vermieter stellte ihr einen Hühnerstall zur Verfügung. „Da hatte ich sehr großes Glück, sonst hätte ich keinen Platz für meine Kaninchen“, sagt Evelyn Sakowski. Mit Vereinshilfe baute sie sich ihre Zucht auf. Um sich das Hobby zu finanzieren, verkauft sie ihre Tiere an Familien und Kinder. Ihr aktuelles Ziel ist, dass sie die Schlappohren ihrer „Zwergwidder“ verlängert und das Fell verbessert, damit sie bei der nächsten Schau besser abschneidet.

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