Leben im Traumschlösschen

Seit 2002 wohnen Anja Nessler und Mirko Schäfer in einem Jugendstilhaus an der Wittener Straße.

Haßlinghausen. "Es war Liebe auf den ersten Blick", sagt Anja Nessler. Immer, wenn sie mit dem Auto auf der Wittener Straße das Haus Nummer 108 passierte, hatte sie den Wunsch, mehr über das herrschaftliche Gebäude hinter den hohen Bäumen zu erfahren. Damals war es noch rot verputzt. Das hat sich inzwischen geändert. Denn jetzt wohnen die Holzbildhauerin Anja Nessler und ihr Lebensgefährte, Architekt Mirko Schäfer, in dem dreigeschossigen Gebäude. Jetzt ist das ehemals rote Haus weiß verputzt.

Das Jugendstilhaus wurde wahrscheinlich 1911 erbaut. "So ganz fest steht das noch nicht", sagt Mirko Schäfer. Vergangene Woche erst hat Stadtarchivarin Karim Hockamp ermittelt, dass Ludwig Achenbach, Betriebsinspektor der Zeche Deutschland, das Haus mit Ehefrau und drei Kindern von 1912 bis 1916 bewohnt hat. Die Adresse lautete damals noch nicht Wittener Straße, in den Adressbüchern ab 1922/23 ist das Haus unter der Anschrift Rennebaum 14, Hiddinghausen I. eingetragen.

2002 stand das Gebäude zum Verkauf an. Anja Nessler (40) und Mirko Schäfer (38) haben zugegriffen und ihr "Traum-schlösschen", das auf der Denkmalliste steht, gekauft. Seitdem wird restauriert, renoviert.

2003 sind sie in ihr Haus eingezogen. Im Erdgeschoss befindet sich das Architekturbüro Schäfer, auf der ersten Etage wohnen Anja und Mirko, die zweite Etage war an eine Freundin vermietet, sie steht nun erstmal leer. "Wir haben ein großes Haus, aber keine Riesenwohnung, wir leben auf etwa 85 Quadratmetern", sagen Nessler und Schäfer, Mitbewohnerin ist Katzenmischling Shari.

Wesentlich größer ist der Garten rund um die Villa. "Naturbelassen ist er", sagt Anja Nessler. Besser gefällt ihr der Ausdruck "verwunschen".

Der schmiedeeiserne Zaun, der den Garten abgrenzt, wird derzeit entrostet und gestrichen. Der Garten ist rund 1800 Quadratmeter groß, beherbergt auch ein kleines Gebäude, das früher wohl als Remise für Wagen und Kutschen genutzt wurde.

Stockrosen, Efeu, Akelei, Magnolien, Rhododendron und Lavendel zieren den Garten. Hier und da laden Sitzgruppen zum Verweilen und Träumen ein. Das Paar ist gerne im Garten. "Hier können wir uns entspannen. Urlaub spielt für uns keine so große Rolle mehr. Nach zehn Tagen wollen wir wieder Heim, Haus und Garten genießen." Darin sind sich die beiden einig.

Obwohl sich das Paar heftig in die Villa verliebt hatte, wusste es schon, dass viel Arbeit in die Renovierung gesteckt werden musste. Zuletzt war das Gebäude auch etwas runtergekommen.

Im Zuge der Renovierung wurde ein Terrazzoboden freigelegt, der Steinboden ziert das Erdgeschoss, in der oberen Etage wurden Wandmalereien freigelegt. Das alles wurde, wie auch die Fenster mit Espagnolette-Drehverschluss, erhalten. Auch das Klo auf der halben Treppe, wie es früher üblich war, ist noch vorhanden. Aber neue Bäder sind eingebaut worden.

"Gott sei Dank wussten wir nicht, wie viel Arbeit bei der Renovierung auf uns zukommt", sagt Anja Nessler rückblickend. "Wenn wir jetzt irgendwo fertig sind, fängt es woanders wieder an." Bereut haben die beiden Sprockhöveler den Entschluss, in ihr Schlösschen zu ziehen, keinen Augenblick. "Es fehlt noch die Denkmalplakette", sagt Mirko Schäfer. "Wir suchen nach einem passenden Zeitpunkt, wenn wir wieder ein Stück mit der Renovierung weiter sind."

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