Mit Anneke-Taler gegen das Vergessen

Das Konterfei der Schriftstellerin Mathilde Franziska Anneke ziert neuerdings einen Schokoladentaler. Denn die Frauenrechtlerin soll nicht in Vergessenheit geraten.

Sprockhövel. Mit Mathilde zum Anbeißen wollen Sprockhövel und Hattingen Sympathien gewinnen. „Mathilde Franziska Anneke ist ja auch eine schöne Frau gewesen“, urteilt Ismael Klein, Vorsitzender des Stadtmarketingvereins. Zudem habe sie als verstorbene Persönlichkeit den Vorzug, honorarfrei für Werbeaktionen zur Verfügung zu stehen.

Freilich gab es gewichtigere Gründe, das Konterfei der Dame nun auf einen Schokoladentaler zu drucken. Dieser ist ab sofort zum Preis von 5,90 Euro in Weiß und Vollmilch erhältlich.

Nach heutigen Maßstäben zählt Anneke zwar nur zur B-Prominenz. Das liegt teils daran, dass Sprockhövel und Hattingen einige Zeit brauchten, um die Bedeutung der 1817 in Hiddinghausen geborenen Frauenrechtlerin zu verinnerlichen. Aber mittlerweile ist sie in beiden Städten präsent.

Die wachsende Popularität hatte mit dem „Historischen Ritt“ und dem 1. Anneke-Preis im April 2010 einen ersten Höhepunkt gefunden. Das damalige Anliegen, die Auszeichnung für das Ringen um Bürgerrechte, Demokratie und Freiheit künftig alle zwei Jahre zu vergeben, konnte nicht ganz verwirklicht werden. Der 2. Anneke-Preis sei aber in Vorbereitung, versichert Sprockhövels Bürgermeister Klaus Walterscheid (SPD).

Wenn er beim Neujahrsempfang am 13. Januar seine Gäste begrüßt, dann wird er auch einen Schokogenuss überreichen. Der Taler mit Annekes Porträt, gefertigt von der Chocolatière Herne, ist so groß wie eine CD, wird in einer Metallkassette geliefert und ist ein Jahr haltbar. Ein Zettel auf der Rückseite der Kassette enthält eine Kurzbiografie der Frau.

„Schon vor mehr als 20 Jahren wurden Unterschriften von Bürgern gesammelt, die Anneke stärker ins Bewusstsein rücken wollten“, sagt die Gleichstellungsbeauftragte Sabine Schlemmer. Tatsache bleibt dennoch, dass Anneke in den USA besser bekannt ist als in Deutschland. Dabei hatte ihr Leben alle Qualitäten, die einen guten Filmstoff ausmachen.

Als brave Bürgerstochter von ihrem Mann misshandelt, errang sie den Sieg in ihrem Scheidungsprozess, wurde Schriftstellerin, Frauenrechtlerin und revolutionäre Sozialistin. Wegen ihrer politischen Gesinnung 1849 zur Flucht nach Amerika gezwungen, setzte sie sich in der neuen Heimat für das Frauenstimmrecht und die Abschaffung der Sklaverei ein. 1884 starb Anneke in Milwaukee.

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