Politiker lehnen Verlagerung des Stadtarchivs nach Hattingen ab

Verwaltung möchte durch Zusammenarbeit die Situation des Archivs verbessern.

Sprockhövel. Was nicht jeder weiß: Das Archivgesetz des Landes NRW verpflichtet die Kommunen, ihr Archivgut in eigener Zuständigkeit zu archivieren. Demgemäß wurde das Sprockhöveler Stadtarchiv im Jahr 1986 eingerichtet.

Seit August 2008 ist es im Pavillon an der Hauptschule, Dresdener Straße 45, untergebracht. Schon bald soll es — so möchte es die Verwaltung — im Rahmen einer interkommunalen Zusammenarbeit gemeinsam mit dem dortigen Stadtarchiv in das Gebäude der ehemaligen Grundschule Rauendahl in Hattingen einziehen.

Die konkreten Umzugspläne wurden jetzt von der Verwaltung dem Ratsausschuss für Kultur, Sport und Freizeit präsentiert. Als Begründung erläuterte der Beigeordnete Rainer Kaschel, das Archiv müsse aus fachlichen Gründen erweitert werden. Die heutigen Räume seien klimatisch für das eingelagerte Gut ungünstig und nach Eintritt der jetzigen Leiterin in den Ruhestand seien durch eine Reduzierung der Stelle Personalprobleme zu erwarten.

Angesichts der bereits mit der Nachbarstadt verhandelten Mietkosten von vier Euro pro Quadratmeter sei die Hattinger Lösung wirtschaftlich etwas günstiger, so Rainer Kaschel, der allerdings ankündigte, dass die Miete nach drei Jahren neu verhandelt werden muss. Insgesamt sieht der Vertrag mit der Stadt Hattingen eine Laufzeit von 30 Jahren vor.

Diese lange Laufzeit und insbesondere das Mietrisiko für die verbleibenden 27 Jahre waren Grund genug für CDU-Sprecher Stephan Ligensa, eine Nachverhandlung zu fordern und die Beschlussvorlage zur Verlagerung des Stadtarchivs abzulehnen.

Für die FDP liegt ein weiteres Problem in der Nutzung der nach dem Auszug leerstehenden Räume. Hinsichtlich der Chancen einer Vermietung äußerte Ingolf Dammmüller angesichts fehlender Parkplätze „erhebliche Bedenken“.

„Wir möchten das Archiv sehr gerne in Sprockhövel behalten“, betonte Brigitte Altenhein von den Grünen. Die Fakten aus der Beschlussvorlage ergeben für sie keinen Grund für die Verlegung nach Hattingen. Insbesondere gebe es keine zukunftsfähige Perspektive für das Sprockhöveler Archiv, und auch die Fragen zu den Schulräumen am jetzigen Standort seien nicht zu beantworten.

Für den Verbleib des Archivs in der Stadt spricht sich auch die SPD-Fraktion aus, die die Zweifel der übrigen Parteien grundsätzlich teilt.

Angesichts des Gegenwinds im Ausschuss trug die Archivleiterin Karin Hockamp ein flammendes Plädoyer für den Umzug vor. Es gebe ohnehin nur etwa 100 Benutzungen im Jahr, von denen ein Viertel Kunden von auswärts seien, versuchte sie das Entfernungsargument zu entkräften.

Außerdem habe das Archiv in den neuen Räumen viel mehr Platz und es gebe sowohl eine gute Busanbindung als auch Parkplätze. „An den paar Kilometern darf es nicht scheitern“, sagte sie und ergänzte, es sei auch wertvoll, nicht immer alleine, sondern mit Kollegen zusammenarbeiten zu können.

Letztlich ließen sich die Politiker davon aber nicht beeindrucken. „Es kann nicht sein, dass unser Archiv nach nur vier Jahren nicht mehr geeignet ist“, kritisierte Udo Unterrieser (SPD) und leitete damit die einstimmige Ablehnung des Verwaltungsvorschlags durch den Ausschuss ein. Jetzt soll die Verwaltung eine innerstädtische Lösung suchen.

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