Zehn Jahre Jugendarbeit trotz leerer Kassen

Jugendamt der Stadt Sprockhövel kümmert sich seit zehn Jahren um junge Menschen.

Sprockhövel. Seit inzwischen genau zehn Jahren kümmert sich das Jugendamt der Stadt um die „Jugendhilfe“. Dabei soll — so die satzungsgemäße Aufgabenstellung — „die Entfaltung der Persönlichkeit junger Menschen sowie die Stärkung und Erhaltung der Erziehungskraft der Familie“ im Vordergrund stehen. Dass dies nicht immer ganz leicht ist, wird deutlich, wenn man den Brief liest, den die Mitarbeiter von ihrem ehemaligen Dezernenten William Schulz erhalten haben.

Schon bei der Vorbereitung der Gründung des Amtes Ende der 1990er Jahre stand die Kinder- und Jugendarbeit im Widerstreit mit der Sanierung des städtischen Haushaltes. Dennoch gelang die Errichtung des Amtes Ende 2002 und am 9. Januar 2003 nahm auch der zugeordnete Ausschuss des Stadtrates mit der Wahl des Vorsitzes seine Arbeit auf.

„Gelegentlich argwöhnisch beäugt wurde im Rathaus die neue, ungewohnte (. . .) Kommunikationskultur (. . .), die aber unbedingt notwendig war, um aus mehr als einem Dutzend Fachleuten unterschiedlicher (. . .) Herkunft eine eingeschworene Gemeinschaft zu formen“, erinnert sich William Schulz. In Erinnerung bleibt auch der Slogan der damaligen Amtsleiterin: „Je näher man dran ist, umso mehr sieht man“, der bis heute nichts an Gewicht verloren hat.

Für die heutige Fachbereichsleiterin Evelyn Müller ist die Bedeutung des Jugendamtes für die Stadt trotz tendenziell sinkender Kinderzahlen unstrittig. „Es gibt zwar weniger Kinder, aber die Fallzahlen in der Betreuung steigen“, sagt sie.

Zuständig ist das Jugendamt im Bereich seiner Pflichtaufgaben beispielsweise als „Wächter“ zur Überwachung des Kindeswohls oder auch für die Durchführung von Frühförderungsaktivitäten — auch die Bereitstellung von Integrationshelfern im Zusammenhang mit der fortschreitenden Inklusion gehört dazu.

Bei der Vielzahl der Aufgaben sind die Mitarbeiter aus Sicht der Fachbereichsleiterin inzwischen so ausgelastet, dass kaum noch ein ausführlicher Tätigkeitsbericht erstellt werden kann. Abhilfe soll die Aufstockung des Personals um eine halbe Stelle bringen. Trotz aller Pflichtaufgaben sind aber auch aktuelle Weiterentwicklungen auf dem Weg.

Dabei neue Themen zu finden, sei nicht leicht, „weil die Stadt klamm ist“. Daher sei „etwas Schönes“ — zum Beispiel eine Jugendkulturwoche — nur bei Finanzierung durch Sponsoren möglich, sagt Müller. Bedauerlich sei dabei, dass die Sparkassenstiftung nur Vereine, nicht aber die Stadt unterstützten könne.

Auch auf dem Gebiet der Kindergarten- und Jugendarbeit wird es mit Blick auf die demografische Entwicklung in Zukunft Veränderungen geben. „Aber gar nichts mehr anbieten geht nicht. Es wird schließlich immer Kinder in der Stadt geben“, sagt Müller.

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